Wien - Die Lebensmittelsublimentierung - die "Anreicherung" von Nahrungsmitteln durch gesundheitsfördernde Zusätze - müsse zuerst eine Frage der Wissenschaft sein, ehe sie eine des Marktes werde. Diese Meinung vertraten Ernährungswissenschafter am Montag bei einem Symposium zum Thema Functional Food im Rahmen des 17. International Congress of Nutrition, der derzeit in Wien stattfindet. Nach Angaben von Professor Shuichi Kimura sind in Japan bereits an die 250 so genannte Foshu-Produkte (Food for specified health) auf dem Markt. Seit 1984 laufen medizinische Studien zu diesem Thema. In der EU existieren hingegen noch keine einheitlichen Richtlinien dafür, was sich nun Functional Food nennen darf und was nicht. Lediglich in Schweden, den Niederlanden und Großbritannien gibt es nationale Regelungen. Objektive Tests Für den Konsumenten müsste die Auszeichnung der Produkte verständlich sein und auf wissenschaftlich-objektiven Test beruhen, forderten die Ernährungswissenschafter. Functional Food muss laut dem belgischen Experten Marcel Roberfroid eine von zwei wesentlichen Funktionen erfüllen - entweder das Wohlbefinden des Konsumenten zu steigern oder das Risiko schwerer Krankheiten zu mindern. Unter der Steigerung des Wohlbefindens versteht man beispielsweise die Kräftigung der Darmflora oder die ausreichende Vitaminversorgung. Der Ausbruch schwerer Krankheiten wie der Osteoporose oder Herz- und Kreislaufproblemen kann durch die entsprechenden Zusätze zumindest statistisch weniger wahrscheinlich werden. Wert legt Roberfroid jedoch auf die Feststellung, dass "wir nicht glauben, dass Krankheiten wirklich unterdrückt werden können, sondern lediglich das Erkrankungsrisiko reduziert werden kann." Ein Beispiel dafür sind die Omega-3-Fettsäuren, die vom Organismus selbst nur unzureichend gebildet werden können, jedoch eine Reihe von Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen senken. Bei Functional Food werden diese aus Seefisch extrahiert und dann dem Produkt zugesetzt. Die meisten Wissenschafter halten eine alleinige Ernährung mit Functional Food jedoch auch in der Zukunft nicht für den Königsweg. "Vorrangig angesprochen werden hiermit Risikogruppen und ältere Menschen, das heißt Personen mit falschen oder unausgewogenen Ernährungsgewohnheiten", meint Paul Walter von der Universität Basel. Die übrigen können auf eines der ältesten Functional Food der Welt zurückgreifen: Auf einen Apfel. (APA)