Inland
Junge Schwulenliebe erstmals unbestraft
Richter verhängt Geldbuße - Prozess als Lehrstück der Behutsamkeit
Wien - "Ich hab’ jetzt vor, diese
Diversion bei Ihnen zu machen", sagt Richter Thomas
Schrammel. Der Angeklagte
nickt höflich. Er hält seine
Freude zurück, um den Richter nicht in Verlegenheit zu
bringen. Der Prozess ist ein
Lehrstück der Behutsamkeit
und des gegenseitigen Respekts. Es tut (Österreich) gut,
dass der Europarat daran teilnimmt und ein Herr von Amnesty International aus London im Saal sitzt.
Der 37-jährige Tiroler Computertechniker hat sich im
(Un)sinne des heftig umstrittenen Paragraphen 209 der
"gleichgeschlechtlichen Unzucht" mit Jugendlichen unter
18 Jahren schuldig gemacht.
Er hatte sexuelle Liebesbeziehungen zu jungen Männern
gepflegt. - Betonung auf "Liebe" und "gepflegt". Die Polizei
hatte anders betont und ihn
der Presse als "hemmungslosen Triebtäter" vorgestellt. 14
Tage saß er in Untersuchungshaft. "So etwas will ich
nie wieder erleben", sagt er
mit brüchiger Stimme.
Seit der Studienzeit weiß er,
dass er sich zu männlichen
Jugendlichen hingezogen
fühlt. "Ich dachte immer nur
an das eine", gesteht er dem
Richter. "Na das soll Heterosexuellen auch schon passiert
sein", tröstet ihn dieser.
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