Wien - "Zumindest ein Element, das für die Altersdemenz verantwortlich ist, kann von der Ernährungswissenschaft beeinflusst werden." Das erklärte der US-Forscher Irwin H. Rosenberg (Boston) am Dienstag bei einem Symposium zum Thema Functional Food im Rahmen des 17. International Congress of Nutrition, der derzeit in Wien stattfindet. Das Gegenmittel ist so billig wie simpel - die Vitamine B6 und B12. Ein zu hoher Spiegel der Aminosäure Homocystein steigert nach Rosenbergs Forschungen das Risiko, Leiden wie Alzheimer oder Herzerkrankungen zum Opfer zu fallen. Gesenkt werden kann dieser Wert durch die kontrollierte Einnahme der Vitamine B6 und B12. Aus diesem Grunde plädiert der Ernährungswissenschafter dafür, großflächig mit der Behandlung von betroffenen Bevölkerungsgruppen zu beginnen und nicht erst die momentan laufenden klinischen Studien abzuwarten. "Nach unserem Wissen ist diese Einnahme effektiv, ungefährlich und billig", begründete Rosenberg seine Forderung. Über die Ernährung hinaus gibt es nach Aussage von Mark Wahlqvist, dem künftigen Präsidenten der International Union of Nutritional Sciences, weitere Faktoren, die für ein zufriedenes Alter entscheidend sind. Dies sind die aktive Teilnahme an der Umwelt, das Vorhandensein eines sozialen Netzwerkes und ein hohes Aktivitäts-Niveau. Wer im Alter allein lebt, hat laut Wahlqvist eine beinahe doppelt so hohe Wahrscheinlichkeit, an Demenz zu erkranken, als Personen, die sich ständig in Gesellschaft befinden. Ebenso groß ist das Risiko, wenn keine Kinder vorhanden sind oder der Kontakt zu ihnen als unbefriedigend empfunden wird. Eine Langzeitstudie an Männern zeigte bis zum Alter von Mitte 70 einen eklatant geringeren Demenz-Anstieg bei der Gruppe der Läufer im Vergleich zu jenen, die die körperliche Bewegung scheuten. Eine weitere Untersuchung, die 13 Jahre lang in New Haven (USA) durchgeführt wurde, ergab, dass der sozial am wenigsten aktive Probant eine um 20,3 Prozent höhere Sterbewahrscheinlichkeit aufwies als sein Pendant am oberen Ende der Skala. Als Vorbild könne nach Aussage der dänischen Wissenschafterin Kirsten Schroll Bjornsbo sowohl die südeuropäische Ernährung als auch der dort vorhandene soziale Umgang sein. "Der mediterrane Lebensstil gibt nicht nur dem Leben zusätzliche Jahre, sonder verleiht den Jahren auch zusätzliches Leben", wie es die Expertin formuliert. Dennoch liegt mit Japan ein asiatisches Land an der Spitze der internationalen Statistik der durchschnittlichen Lebenserwartung. Mit 74,5 Jahren verteidigt es vor zahlreichen europäischen Nationen Platz eins - Andorra schafft immerhin noch einen zehnten Rang. Dass die Gene dabei eine wichtige Rolle zu spielen scheinen, belegt Wahlqvist mit einer Studie, die zur Knochenfestigkeit von Japanerinnen in deren Heimatland und auf Hawaii durchgeführt wurde. Die Ergebnisse waren in beiden Fällen die gleichen. (APA)