Mir war aber gar nicht nach zurückzwinkern: Der Alarm kreischte laut vor sich hin. Und ich stand mit hochrotem Kopf im Eingang des Möbelhauses "Kare" in der Mariahilfer Straße - das persongewordene schlechte Gewissen. ("Wieso duzen mich eigentlich alle Verkäufer in solchen Geschäften?", war mein erster, einziger und wohl etwas deplatzierter Gedanke. Aber das gehört hier nicht her.)
Ich stand also da und war baff: Ich hatte das Geschäft doch gerade betreten. Ich hatte nicht einmal Zeit gehabt, in die Nähe irgendeiner Ware zu kommen. Zweimal trotzdem: der Alarm. Und: Ich fühlte mich ertappt und zeigte all jene Symptome, derentwegen mich meine Spielgefährten bei juvenilen Klaumutprobentouren immer gebeten hatten, doch draußen vor dem Geschäft zu warten: Schweißausbruch, zittrige Hände und ein hochroter Kopf. Gerade so, als hätte ich irgendwo zwischen T-Shirt, Jeans und Körper ein Sofa, zwei Tische und ein Regal versteckt.
Das eine Mädchen an der Kasse wollte den Sicherheitsdienst rufen. Aber das andere sagte nur "Warst du vorher grad beim Virgin?" und winkte mich zu sich. "Äh, ja, ich glaube schon", stotterte ich. "Gib mir die CDs. Die vergessen dort an der Kassa immer, die Dinger zu entsichern. Und wenn du ins nächste Geschäft reingehst, geht der Alarm los." Sie zuckte mit den Schultern. "Frag mich aber bitte nicht, wieso nicht schon beim Rausgehen beim Virgin die Alarmanlage losgeht. Das ist denen scheinbar wurscht."
Im Fernsehen zeigen sie so was dann natürlich nicht. Da kommen die immer gleichen, aus deutschen Privatsendern schon sattsam bekannten grobkörnigen Videos aus - meist britischen - Überwachungskameras. Irgendwer steckt irgendwas ein. Eine sonore Stimme sagt dazu: "Irgendwer steckt irgendwas ein." Dann ein Interview: Wer klaut, ist böse. Wer klaut, wird erwischt. Dann wieder grobkörnige Wiederholungen von Uraltmaterial ungeschickter Warenaneignungsversuche aus Überwachungskameras. Und so weiter.