Panorama
Vier Tote bei Flugzeug-Bruchlandung in Südspanien
Maschine schoss wegen Motorausfalls über Landebahn hinaus
Malaga - Bei der Bruchlandung einer Passagiermaschine an der südspanischen Costa del Sol sind am Mittwoch vier Menschen getötet und 26 teils lebensgefährlich verletzt worden. Zwei Minuten vor dem Unglück meldete der Pilot nach Behördenangaben einen Schaden an einem der beiden Motoren der Turbo-Prop-Maschine und kündigte eine Notlandung an. Kurz darauf schlug das mit 44 Passagieren und drei Besatzungsmitgliedern voll besetzte Flugzeug der spanischen Regionalgesellschaft Binter auf einer Autobahn nahe des Flughafens der Urlaubermetropole Malaga auf und krachte in eine Böschung. Bei dem Aufprall brach der Rumpf der Maschine in zwei Teile. Motor fing Feuer
Das Fernsehen berichtete, mindestens einer der Motoren habe Feuer gefangen. Der Pilot habe daraufhin versucht, den Airport bei starkem Wind im Gleitflug zu erreichen. Das Flugzeug vom Typ CN-235 des heimischen Herstellers CASA war am Morgen in der spanischen Nordafrika-Exklave Melilla gestartet und sollte 45 Minuten später in Malaga landen. Drei fast baugleiche Militärmaschinen waren bereits im Frühjahr in der Türkei abgestürzt. 41 Menschen starben damals.
Pilot unter den Opfern
Unter den Toten des neuen Unglücks ist auch der 55-jährige Pilot. Er erlag am Nachmittag seinen schweren Verletzungen. Der Zustand von zwei anderen Opfern war am Nachmittag weiter kritisch. Unter den Verletzten sind auch vier Kinder. Viele Passagiere wurden eingeklemmt und mussten mit schwerem Gerät von der Feuerwehr aus dem Wrack befreit werden.
Nach Ansicht von Experten verlief das Unglück dennoch glimpflich: "Nur dem Geschick des Flugkapitäns ist es zu verdanken, dass nicht mehr Menschen starben", sagte ein Sprecher der spanischen Pilotenvereinigung. Die Maschine hätte auch mit den Fahrzeugen auf der Autobahn zusammenstoßen können.
Retter zu spät eingetroffen?
Mehrere Passagiere von Flug AX-8261 kritisierten, die Retter seien viel zu spät eingetroffen. "Es dauerte fast zehn Minuten, bis wir die Tür des Notausgangs öffnen konnten, und bis Hilfe kam, dauerte es noch einmal zwanzig Minuten", schimpfte ein Überlebender. Die Stewardess habe in dieser Zeit schwer verletzt auf dem Boden gelegen. Während er in die Fernsehkameras sprach, klingelte sein Handy: "Ja ich lebe noch!" Am anderen Ende waren besorgte Verwandten. Szenen der Verzweiflung spielten sich derweil unter Angehörigen am Pablo-Picasso-Flughafen von Malaga ab. Sie wurden von Psychologen betreut.
Die CN-235 hatte im Frühjahr bereits Negativ-Schlagzeilen gemacht. Drei der Maschinen, die von CASA eigentlich nur als Transportflugzeug für das Militär hergestellt werden, stürzten innerhalb weniger Monate in der Türkei ab. Damals räumte der Hersteller einen Defekt an den Landeklappen ein. Für Binter hatte die zum europäischen Luft- und Raumfahrtkonzern EADS gehörenden CASA eigens fünf der Maschinen dieses Modells für den Passagierbetrieb umgebaut. Sie sollten angesichts wiederholter Pannen aber gegen ein Konkurrenzmodell ausgetauscht werden, meldete der Rundfunk. Binter gehörte früher zu Iberia, war im Juni aber an die Gesellschaft Air Nostrum verkauft worden.
Bereits mehrere Unglücke auf der selben Route
Auf der Route zwischen Melilla und Malaga hat es bereits mehrere schwere Flugzeugunglücke gegeben: Ende 1998 starben 38 Menschen, als an der Küste Marokkos eine spanische Passagiermaschine abstürzte. Nur 50 Meter von dem Unglücksort vom Mittwoch entfernt war zudem 1982 eine DC-10 zerschellt - es gab 53 Tote. Nach dem neuen Unfall leiteten die Luftfahrtbehörden eine Untersuchung ein, um die genaue Ursache zu klären. (APA/dpa)