Spät, aber doch hat nun der Wiener SP-Kulturstadtrat Andreas
Mailath-Pokorny dem gefährdeten Künstlerhaus finanzielle
Unterstützung zugesagt - und damit eines jener raren Signale gesetzt, die sich
die heimische Künstlerschaft in Zeiten der weitgehend verstummten oder hilflos
achselzuckenden Bundeskulturpolitik von VP-Staatssekretär Franz Morak wohl in
umfänglicherem Ausmaß erwartet.
Geradezu erleichtert dürfte Mailath denn auch den Herbst voll anstehender
Entscheidungen (Josefstadt, Rabenhof, Theater an der Wien, Kindertheaterhaus)
herbeisehnen: Im Zuge der Einarbeitung in sein neues Amt fiel es ihm bis dato ja
offenkundig schwer, aus dem Schatten seines populären VP-Vorgängers
Peter Marboe herauszutreten. Bloße Ankündigung blieb seit Mailaths
Amtsantritt im April das Vorhaben, in Wien eine intelligente SP-Kulturpolitik - auch als
mögliche Zukunftsperspektive für die Bundesebene - zu zünden.
Griffig verkündete Unternehmungen wie die Ausschreibung von Karl
Welunscheks Rabenhof (bei der vermutlich ohnehin Welunschek das Rennen macht)
zeugten eher von "learning by doing".
Vor allem steht der Stadtrat vor folgendem Dilemma: Zum einen gibt ihm die von
Marboe betriebene parteipolitische Entflechtung der Wiener Kulturinstitutionen kaum
noch Chancen, wie einst Ursula Pasterk "umzurühren". Und weiterhin
hält sich die Liebe der Wiener Stadtväter zu dem zurückgewonnenen
Kulturressort in schicklichen Grenzen. Ein trauriges Beispiel war diesbezüglich
zuletzt die Vertragsverlängerung des Vereinigte-Bühnen-Direktors Rudi
Klausnitzer, über die Mailath offenkundig nur beiläufig informiert wurde. Er
wird gut daran tun, zuerst gegen die Ignoranz in der eigenen Partei entschlossen
aufzutreten.
(DER STANDARD, Print, 30.08.2001)