Wien - Besonders die preiswerten, multifunktionalen Großraumkombis erfreuen sich steigernder Beliebtheit. Der ÖAMTC hat dieses Segment genauer unter die Lupe genommen und Citroen Berlingo, Fiat Doblo sowie Renault Kangoo einem Crashtest unterzogen. Die Ergebnisse wurden auf einer Pressekonferenz präsentiert. Vor allem im Frontcrash waren enorme Belastungen für Fahrer und Beifahrer aufgetreten, beim Seitencrash kippten zwei Kandidaten um. Mit 25 Punkten und gerade noch vier Sternen liegt der Renault Kangoo an erster Stelle, der Fiat kam zwar beim zweiten Test mit 25 Punkten ebenfalls zum vierten Stern, der wurde aber wegen des hohen Risikos für lebensbedrohende Brustverletzungen gestrichen. Der Citroen Berlingo erreicht mit der Gesamtpunktezahl 18 gerade noch drei Sterne. Lebensgefährlich "Bei Berlingo und Doblo können die hohen Brustbelastungen in der Praxis zu lebensgefährlichen, wenn nicht sogar tödlichen Verletzungen führen", warnte Karl Obermair, Chef der ÖAMTC-Interessenvertretung. Im Seitencrash hätten die Großraumkombis von den Punkten her sehr gut abgeschnitten, bei zwei der drei Vans gab es aber fatale Schwächen: Berlingo und Kangoo kippten beim Anprall des Crashschlittens um. Im Vergleich mit den im Frühjahr 2001 getesteten Mini-Vans Citroen Picasso, Mazda Premacy, Mitsubishi Space Star, Nissan Almera Tino und Renault Scenic hätten die drei Probanden schlecht abgeschnitten, so der ÖAMTC. Berlingo und Doblo wurden "Schlusslicht", nur der Kangoo erreichte das Mittelfeld. Mit Seitenairbags Verbesserungen wären aber durchaus möglich, so ÖAMTC-Cheftechniker Max Lang. Der Kangoo könnte in die Oberklasse der Vier-Sterne-Autos aufrücken, wenn Seitenairbags auch in den Basisversionen serienmäßig wären und der Schutz im Beinbereich des Beifahrers verbessert würde. Der Doblo könnte einen vierten Stern erhalten, würde die von Fiat schriftlich angekündigte Überprüfungen der Ergebnisse zu einer wesentlichen Verbesserung des gesamten Rückhaltesystems führen. Bei der EuroNCAP-Norm (European New Car Assessment Programme) werden die Fahrzeuge im Front- und Seitencrash getestet, ein eigenes Kriterium ist die Kindersicherheit. Beim Frontalaufprall wird das Auto mit 64 km/h und einer Überdeckung von 40 Prozent an der Fahrerseite gegen eine deformierbare Barriere gekracht. Um einen praxisnahen Seitenaufprall zu simulieren, wird ein Crashschlitten mit 50 km/h gegen die Fahrerseite gefahren. Hunderte Messdaten ergeben die Benotung in Form einer Sternchenwertung, fünf Sterne sind das Maximum. Mängel bei empfohlenen Kindersitzen Beim Renault Kangoo blieb der Raum rund um den Fahrer durch eine ausreichend formstabile Fahrgastzelle gut erhalten. Die Airbags stützten Kopf von Fahrer und Beifahrer ab. Zusammen mit den gut abgestimmten Sicherheitsgurten sei die Brustbelastung zufrieden stellend niedrig gewesen. Im Aufprallbereich des linken Knies und Unterschenkels des Beifahrers bestehe wegen der zu harten Kante des Ablagefachs ein ungewöhnlich hohes Verletzungsrisiko. Der Renault erreicht beim Frontalaufprall zehn von 16 möglichen Punkten. Seitencrash Im Seitencrash lag bei dem Kandidaten die höchste Belastung der Insassen im Becken- und Bauchbereich. Ein Phänomen, das typisch für die erhöhte Sitzposition des Fahrers in Minivans sei und auch beim Citroen und beim Fiat auftritt, so der ÖAMTC. Da der Kangoo in den Basisversionen noch nicht mit Seitenairbags ausgerüstet ist, waren die Belastungswerte dieser Körperteile etwas erhöht. Der Test wurde mit 15 von 16 Punkten bestanden. Beim Fiat Doblo veränderte sich der Überlebensraum durch die formstabile Fahrgastzelle rund um den Fahrer nur wenig. Beim ersten Frontalaufprall löste aber der Airbag zu spät aus. Wegen der hohen Belastungen im Brust- und Halsbereich gab es nur sechs Punkte. Bei einem zweiten Versuch löste die Sicherheitseinrichtung wesentlich früher aus. Dafür gab es neun Punkte. Den rechnerisch erreichten vierten Stern zog der ÖAMTC deshalb wieder ab. Beim Seitencrash deckte der serienmäßige Seitenairbag den Beckenbereich nicht und den Bauchbereich nur teilweise ab. Die Belastungswerte lagen dennoch deutlich unterhalb der Grenzwerte. Der Fiat Doblo erhielt die Höchstzahl von 16 Punkten. Beim Citroen Berlingo sei die Fahrgastzelle im Frontcrash nicht ausreichend formstabil, kritisierte der ÖAMTC. Sie wurde beim Aufprall bis in den Bereich der Hinterachse deutlich deformiert. Die Airbags stützten zwar Kopf und Hals von Fahrer und Beifahrer gut ab, die Wirksamkeit sei, gemessen an den Leistungen der Sicherheitsgurte, aber etwas zu knapp bemessen. Der bei Fahrer und Beifahrer vom Sicherheitsgurt auf die Brust ausgeübte Druck sei deshalb zu hoch. Der Fahrer hatte außerdem kurz einen direkten Brust-Lenkradkontakt. In den Aufprallbereichen der Knie und oberen Unterschenkel des Fahrers befinden sich unter der Oberfläche aggressive Bauteile, die nur mit einfachen Kunststoffverkleidungen abgedeckt seien. Der Schutzraum für Füße und untere Unterschenkel des Fahrers sei durch Fußraum- und Pedaleindringungen stark reduziert worden. Der Berlingo erreichte mit nur zwei der möglichen 16 Punkte ein sehr schlechtes Ergebnis, so der ÖAMTC. Beim Seitencrash lagen die Belastungswerte aller Körperteile des Fahrers auch ohne Seitenairbags unterhalb der Grenzwerte. Diesen Test bestand er mit der Höchstpunktezahl. Die von den Herstellern empfohlenen Kindersitze (Renault/Kiddy Equation, Citroen/Römer Prince, Fiat/Kiddy 2000) erreichten beim Frontalcrash ein gutes bis zufrieden stellendes Ergebnis, hieß es. Bei einem Seitenaufprall sei die Kindersicherheit beim Citroen gut. Beim Fiat hätten die Sitze für größere Kleinkinder (Dreijährige) aber keinen zuverlässigen Kopfseitenschutz geboten, außerdem sei auf der stoßabgewandten Seite an der Sitzschale die Gurtführung weggebrochen, der Gesamtschutz habe sich noch weiter verringert. Beim Renault boten die Kindersitze keinen optimalen Kopfseitenschutz. (APA)