Bonn - Eine neue Transplantationstechnik soll Menschen mit heftigen Arthroseschmerzen im Knie als Folge von Knorpeldefekten helfen. Dabei werden den Patienten winzige gesunde Knorpelstückchen entnommen, im Labor biotechnisch vermehrt und an der defekten Stelle im Knie wieder eingesetzt, wie die Deutsche Gesellschaft für Innovative Orthopädie in Neuwied berichtete. Die Erfolgsquote liegt nach Auskunft von Professor Klaus Bläsius vom Bethlehem-Krankenhaus in Stolberg bei 90 Prozent. Millionen Menschen in Deutschland leiden den Experten zufolge nach oft nur winzig kleinen Knorpelverletzungen unter langwierigen, quälenden Schmerzen im Knie. Im gesunden Zustand lasse der Knorpel die Gelenke wie geschmiert gleiten. Sei er aber angegriffen, könne Knorpelflüssigkeit eindringen, zur gefürchteten frühzeitigen Arthrose führen und die Knorpelschicht weiter schädigen. Im Endstadium der Krankheit helfe häufig nur die Implantation eines Kunstknies. Verhindert Dies kann laut Bläsius in vielen Fällen mit der frühzeitigen Knorpelverpflanzung verhindert werden. Besonders jungen Menschen sei die so genannte Autologe Chondrozyten-Transplantation zu empfehlen, die zwei Operationen erfordere. Beim ersten Eingriff werden dem Facharzt zufolge im Rahmen einer Arthroskopie zwei winzige Knorpelstücke entnommen. Innerhalb von 48 Stunden werden sie in ein Speziallabor in Boston in den USA geschickt, dort biotechnisch vermehrt und nach rund vier Wochen nach Deutschland zurückgeschickt. In einer zweiten Operation werden nach Angaben des Professors die frischen Knorpelzellen dem Patienten an der defekten Kniescheibe unter einen Knochenhautlappen eingespritzt, der zuvor der Vorderkante des Schienbeins entnommen wurde. Nach rund vier Wochen sei das Knie wieder belastbar, "nach rund drei Monaten fahren viele Patienten schon wieder Rad", sagte Bläsius. Allerdings kann nicht jeder Kniekranke auf diese Weise operiert werden, und auch nicht jede Krankenkasse übernimmt die Kosten in Höhe von rund 12.000 Mark (6.136 Euro/84.426 S) für den Eingriff. "Es kommt immer auf die Größe des Defektes und den Umfang der Schädigung an", sagte der Orthopäde. Häufigste Ursachen für einen Knorpelschaden seien Sportverletzungen und so genannte Mini-Traumata nach Unfällen im Haushalt. Das Knie ist den Angaben zufolge neben der Hüfte das am häufigsten kranke Gelenk des Menschen. Millionen Mal werde es gebeugt, gestreckt, belastet. Pro Jahr werden allein in Deutschland mehr als 10.000 künstliche Knie und fast 60.000 künstliche Hüften implantiert. (APA/AP)