Alpbach - Die Antwort auf zwei drängende Probleme der Arbeitsmarktpolitik - den Fachkräftemangel einerseits und ein "Mitarbeiterüberschuss" durch technologischen Fortschritt und Rationalisierung - soll ein neues Modell bieten, das Opel Austria-Generaldirektor Franz Rottmeyer und Wifo-Chef Helmut Kramer beim Europäischen Forum Alpbach präsentiert haben. Das Konzept "Zukunftsstiftung Bildung Austria" sieht die Umschulung von Mitarbeitern vor, noch bevor sie aus dem Arbeitsprozess fallen. Anschließend könnten sie etwa als Leiharbeitskräfte an andere Unternehmen vermittelt werden, während sie selbst sozial abgesichert seien, so die Grundüberlegung. Green Card wenig erfolgreich "Das wäre eine gute strategische Antwort auf die aktuellen Probleme am Arbeitsmarkt", sagte Kramer. Es sei sinnvoller, bestehende Ressourcen zu nutzen als fehlende Fachkräfte hauptsächlich durch Personalimporte aus dem Ausland zu decken. Auch das deutsche Modell der "green card" habe nicht den erhofften Erfolg gebracht, so Rottmeyer. "espora"-Projekt in Steyr Kramer verweist auf das Beispiel des oberösterreichischen "espora"-Projekts in Steyr. Dieses gemeinnützig arbeitende Unternehmen vermittelt arbeitslose Facharbeiter nach einer zweieinhalbmonatigen Metallarbeiter-Schulung an andere Unternehmen weiter. Rund 50 Prozent der Teilnehmer hätten auf diesem Weg eine neue Anstellung gefunden. Finanziell trägt sich das Konzept von selbst. Ein ähnliches Projekt in den Niederlanden will Kramer in den nächsten Wochen genauer prüfen. Start: Nächstes Jahr Realität werden soll die Zukunftsstiftung "so bald wie möglich", ein Start im nächsten Jahr sei realistisch. Erste Reaktionen involvierter Institutionen seien positiv gewesen, Rottmeyer registrierte "Begeisterung und Engagement". Schon in den kommenden Wochen sollen soll das Projekt in Gesprächen mit Wirtschaftsexperten und dem AMS konkretere Gestalt annehmen. Rottmeyer sieht das Modell "Zukunftsstiftung" auch als Auffanglösung für den Abbau von ÖBB-Bediensteten, ergänzte er in seiner Funktion als ÖBB-Aufsichtsratspräsident. Keine Konkurrenz zum AMS Eine solche Zukunftsstiftung müsste in engster Koordination mit dem Arbeitsmarktservice (AMS) organisiert sein: "Es wäre kontraproduktiv, neben dem AMS einen neuen großen Apparat zu errichten", so Kramer. Generell ortet er zu wenig Kapazitäten für die berufliche Weiterbildung in Österreich. Bei den etablierten Stellen gebe es Wartezeiten bis zu zwei Jahren. Hier müsse die Politik stärkere Akzente setzen. Mittel bereits vorhanden Die Finanzierung des Projekts könnte zum Teil durch die "Koordinierung bestehender Töpfe" erfolgen, also aus bereits vorhandenen Mitteln für Umschulung, Weiterbildung und Sozialprogramme, so Rottmeyer. Einen wesentlichen Teil der Kosten sollen die Unternehmen für die Vermittlung der neu ausgebildeten Experten übernehmen. Die Höhe der Kosten sei im derzeitigen Stadium aber noch nicht quantifizierbar. (APA)