Wegen der stark gesunkenen Nachfrage nach Elektronikgeräten wie Computern oder Funktelefonen haben am Freitag weitere führende Unternehmen der Branche in Japan ihre Ertragsprognose drastisch gesenkt. Der größte japanische Elektronikhersteller Hitachi kündigte außerdem den Abbau von 14.700 Stellen an, davon 4.500 im Ausland. Für das Geschäftsjahr 2001/02 (per Ende März) erwartet der Konzern einen Verlust von 140 Milliarden Yen (1,285 Milliarden Euro/17,7 Milliarden Schilling), nachdem das Unternehmen im Frühjahr noch einen Gewinn von 90 Mrd. Yen vorhergesagt hatte. Sanyo, der drittgrößte Konsumelektronik-Hersteller Japans, senkte seine Gewinnprognose für die erste Hälfte des Geschäftsjahres um mehr als die Hälfte. Auch Konkurrent Casio legte eine Gewinnwarnung vor. Halbleiter- und Monitorsparten betroffen Hitachi teilte weiter mit, die Stellen würden vor allem in den Sparten Halbleiter und Monitore abgebaut, die am stärksten unter dem extremen Rückgang der Nachfrage nach Computern, Mobiltelefonen und anderen Elektronikprodukten in diesem Jahr leideten. Das Unternehmen begründete die Maßnahmen damit, dass sich die schwache US-Konjunktur weltweit auswirke, und die schwache Nachfrage nach Elektronikprodukten länger als zu Beginn des Geschäftsjahres erwartet anhalte. Ein Hitachi-Sprecher sagte, das Gemeinschaftsunternehmen von Hitachi zur Produktion von DRAM-Speicherchips in Singapur sei von dem Stellenabbau nicht betroffen, obwohl dort die Fertigung gesenkt worden sei. Umstrukturierungsaufwendungen In dem nun erwarteten Nettoverlust von 140 Milliarden Yen sind nach Hitachi-Angaben Aufwendungen für die Umstrukturierung von 80 Milliarden Yen enthalten. Das operative Ergebnis werde an Stelle eines ursprünglich erwarteten Milliardengewinns nur ausgeglichen ausfallen, hieß es weiter. Der Umsatz werde voraussichtlich um zehn Prozent auf 7,85 Billionen Yen sinken. Zuletzt hatten auch die führenden japanischen Chiphersteller Toshiba, NEC und Fujitsu Gewinnwarnungen veröffentlicht und den Abbau tausender Stellen angekündigt. Fujitsu arbeitet in Europa in einem Gemeinschaftsunternehmen zur Computerproduktion mit Siemens zusammen. Sinkende Kurse An der Börse sank der Kurs der Hitachi-Aktie um mehr als vier Prozent auf 974 Yen. Analysten sagten, die Gewinnwarnung sei am Markt bereits erwartet worden. "Das sind miserable Zahlen. Die Vorhersage für den operativen Gewinn von 280 Milliarden Yen auf Null zu senken, ist furchtbar", sagte Akira Minamikawa von WestLB Securities Pacific. Wegen der vergleichsweise guten Entwicklung im Geschäft mit Datenspeichersystemen war die Aktie von Hitachi im bisherigen Jahresverlauf jedoch deutlich schwächer gefallen als die von Konkurrenten. Auch Sanyo warnt... Mittlerweile gab der Konsumelektronik-Hersteller Sanyo bekannt, für das Halbjahr von April bis Ende September nur noch einen Gewinn von 8,5 Milliarden Yen statt ursprünglich erwarteter 19,5 Milliarden Yen zu erwarten. Bei Mobiltelefonen und digitalen Kameras werde mit einer guten Entwicklung gerechnet. Wegen der schwachen Nachfrage bei Informationstechnologie und nach Computerchips würden in den Bereichen Halbleiter, elektronische Geräte und Batterien aber starke Rückgänge erwartet, hieß es. Man gehe auch nicht davon aus, dass sich der Markt bis zum Jahresende erhole. ... ebenso wie Casio Der Kleingeräte-Hersteller Casio Computer senkte seine Gewinnprognose für das gesamte Geschäftsjahr (per Ende März) um fast 80 Prozent auf einen nunmehr erwarteten Nettogewinn von 1,5 Milliarden Yen. Die Weltwirtschaft komme in das Stadium eines ernst zu nehmenden Abschwungs, und daher müsse das Unternehmen seine Prognosen senken, teilte Casio mit. Für den Umsatz werde ein Rückgang um 4,4 Prozent auf 430 Mrd. Yen erwartet. An der Börse in Tokio sank der Kurs der Casio-Aktie um fast fünf Prozent auf 701 Yen, während die Anteilsscheine von Sanyo um rund 4,5 Prozent auf 535 Yen an Wert verloren. (APA/Reuters)