Gehören Sie auch zu den Pilz-Amateuren, die gerade einmal Herrenpilze und Eierschwammerln identifizieren können und schon stolz sind, wenn sie einen Parasol von einem Knollenblätterpilz unterscheiden können? Ich auch, und bis vor kurzem hatte ich auch keinerlei Ambition, an diesem Zustand etwas zu ändern: Letztlich empfiehlt es sich dringend, nur die Pilze zu essen, die man hundertprozentig bestimmen kann.
Ein neu erschienenes Pilzbuch hat nun allerdings bei mir einen Sinneswandel bewirkt: Prächtige Fotos und interessante, allgemein verständlich geschriebene Informationen über das Spektrum von Afterleistling bis Zitterzahn wecken Neugier, die beschriebenen Pilze auch in natura zu sehen. "Faszination Pilze", geschrieben von einem Mykologen (Pilzkundler) und mit Bildern aus der Kamera eines preisgekrönten Naturfotografen, ordnet seine Kapitel anders als die meisten herkömmlichen Pilzbücher: Hier wird nicht sortenweise alphabetisch aufgelistet, sondern etwa "Röhren, Stacheln, Blätter, Kugeln - das Pilz-Design der Evolution" vorgestellt.
Auch die Frage der Genießbarkeit wird nur am Rande gestreift, nämlich im Kapitel "Der Tod aus dem Kochtopf". Auch über "Edle Pilz-Düfte und ihr Gegenteil" wird der Leser belehrt, etwa am Beispiel des schon optisch beeindruckenden Tintenfischpilzes, dessen rote Arme erst an einen Octopus und später an einen Seestern erinnern.
Ein Pilzbestimmungsbuch will der beschriebene Prachtband von Felix Labhardt (Fotos) und Till Reinhard Lohmeyer (Text) "Faszination Pilze" (blv, 161 Seiten, 577 S ISBN 3-405-16021-9) allerdings nicht sein. Als solches empfiehlt sich die handliche Neuerscheinung von Ewald Gerhardt: "Pilze: treffsicher bestimmen mit dem 3er-Check", blv, 240 Seiten, 145 S ISBN 3-405-16128-2 (mth, (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 1./2. 9. 2001)