Frankreich ist
erstmals Weltmeister
im Fußballspielen.
Brasilien hat dem
Gastgeber im Stade
de France zu St.
Denis unentschuldigt
Platz gemacht und
Raum gegeben.
Niemand weiß genau,
warum.
Das Brasilianische hatte - das war bislang in vielen
Spielen so - etwas auffällig
Pettinghaftes. Sie begannen,
wie regierende Weltmeister
das halt tun, abwartend, einen
Reißverschluß nach dem anderen öffnend, ein wenig kapriziös und doch siegesgewiß.
Doch da waren die anderen.
Und die gingen gleich vom
Anstoß an zur Sache: Guivarc’h vergab. In der vierten
Minute schickt Zinedine Zidane - einer, von dem gleich
klar war, daß er nicht lange
fackeln möchte - wiederum
Guivarc’h, der, gleichwohl
hundertprozentig bedient,
verstolpert. In der siebten Minute sendet Zidane Djorkaeff
per Freistoß. Man sieht, diese
Franzosen wollen es wissen.
Und dieser Zinedine Zidane,
aus Algerien herstammend
und deshalb ein unverzichtbarer Teil dieses Frankreichs,
ganz besonders.
Ein paar Mal zeigten auch
die Brasilianer auf, aber wie
das halt oft so ist, verließen
den Ambitionierten, den so
unbedingt auf die penta Hinstrebenden, die entscheidenden Kräfte: Roberto Carlos will
Barthez überheben - das war
ein wenig überheblich. Ronaldo flankt seltsamerweise
von links, auch das bringt Gefahr, aber Gefahr ist nicht
gleich Tor.
Und dann sowas wie ein
Höhepunkt: Roberto Carlos
erstolpert einen Corner für
Frankreich, Petit flankt zielgenau, und Zidane ist auf
einmal ein Torschütze - 1:0 in
der 27. Minute, in der sich der französische Spielführer
schon längst als Platzhirsch
etabliert hat.
In der Nachspielzeit der ersten Hälfte setzte dieser Zidane noch ein Zeichen. Es
wurde ihm von Djorkaeff per
Eckball überreicht. 2:0. Und
die Frage, die Brasilien der
Welt nach 45 Minuten stellte,
war: Kann einem solchen Vorspiel ein Spiel noch folgen?
Im Grunde nicht, weil Ronaldo zugedeckt blieb und
Frankreich sich in der Pause
ausgemacht hatte, die Partie
einfach zu halten. Da kam
Djorkaeff einfach über rechts
und hatte nichts vor sich, außer ein, zwei Brasilianer. Die
versuchten natürlich anzufahren, kamen über links, aber
wo, zum Gerechten, waren
Ronaldo und Rivaldo?
Weil Desailly unbedingt gegen Cafu auf den Schnitt gehen mußte, dabei das Bein anstelle des Balles traf, war die
Gelbrote Karte die entsprechende Antwort des Schiedsrichters. Doch Brasilien
konnte das nicht nützen, die
Franzosen sicherten hinten
gegen eine Mannschaft ab, der
nichts einfiel und die sogar
gegen zehn Mann keine
Chance hatte. Hätten die
Franzosen (Dugarry!) nur einen Stürmer gehabt, sie wären mit zwei, drei Toren darüber gefahren. Petit, ein defensiver
Mittelfeldspieler, sprang ein,
erhöhte in der Nachspielzeit
auf 3:0. Brasilien verlor das erste seiner fünf Endspiele.
Und Frankreich ist zum ersten Mal Weltmeister, was
quasi das Vorrecht des Gastgebers ist. Uruguay, Italien,
England, Deutschland und
Argentinien haben das Spiel
ebenso angelegt, ebenso gewonnen. Das mag seltsam erscheinen, das mag die Kugel
nicht würdigen, es ist am
Ende, wie es ist. Frankreich,
eben. Und eben diese Franzosen besuchen am 19. August
Wien, konkret das Ernst Happel-Stadion. (wei/kob)