Der Welt erfolgreichster Fußballklub kommt nicht: Aus England. Aus Italien. Aus Deutschland. Aus Brasilien. Sondern: Aus Nordirland, genauer Belfast, und heißt Linfield FC. In den Trophäenschränken der 1886 gegründeten Blues sind bis dato ungefähr 200 Siegestrophäen aus Meisterschaft und diversen Cups versammelt. Linfield hielt nichts von schrittweiser Entwicklung und legte gleich mit vollem Tempo los: die ersten drei Meisterpokale der 1890 gegründeten Irish League wanderten an die Ulsterville Road. Von den in dieser Periode gespielten 40 Matches gingen gerade einmal zwei verloren.

Der Verein wurde von Arbeitern des lokalen Werks der Ulster Spinning Company ins Leben gerufen und nutzte als erstes Spielfeld eine Wiese hinter dem Fabriksgelände: "The Meadow". Linfield entwickelte sich schnell zum größten Klub Irlands mit den meisten Anhängern.

Seit 1904 ist man im Windsor Park zu Hause und dieses Wohnzimmer wurde mit dem Jahren immer schmucker. Auch die nordirische Nationalmannschaft trägt dort ihre Heimspiele aus. Linfield ist ein erzprotestantischer Verein, eine im Kontext des nordirischen Sozialgefüges natürlich höchst relevante Verortung. Größter Rivale war neben dem ebenfalls protestantischen Glentoran zweifellos Belfast Celtic. Das Stadion des katholischen Klubs aus West Belfast lag gerade einmal eine halbe Meile vom Windsor Park entfernt.

Clean Sweep

Zwei Saisonen stechen aus der Erfolgsgeschichte Linfields noch heraus: 1921/22 gelang es, alle im Land ausgespielten Bewerbe – insgesamt sieben – zu gewinnen. Die atemberaubende Liste in voller Länge: Irish League, Irish Cup, Alhambra Cup, City Cup, County Antrim Shield und Charity Cup. Vierzig Jahre später, 1961/62, gelang die Wiederholung dieses Fischzugs.

International hielt sich das Glück allerdings weniger an den Leitspruch Linfields, "Fortune Favours the Brave". Immerhin schaffte man es 1967 bis ins Viertelfinale des Europacups. 1970 brachte man im Cup der Cupsieger Titelverteidiger Manchester City an den Rand des K.O., das englische Team schaffte nur dank der Auswärtstorregel das Weiterkommen. Vom 2:1-Sieg im Windsor Park spricht man noch heute, bei der irischen Vorliebe für tragisch endende Legenden kein Wunder.

In den 90er Jahren gab's allerdings nicht viel zu feiern. Bei bloß zwei Meistertiteln könnte man fast von so etwas wie einer Krise reden. Vor allem wenn man im Verlauf der vorrangegangen Dekade derart verwöhnt worden war: Acht (!) Triumphe zwischen 1980 und 1989. Wirklicher Grund zur Unruhe scheint aber nicht zu bestehen. Schließlich wurde das neue Jahrtausend wieder standesgemäß eingeläutet (Platz eins 2000 und 2001). (Michael Robausch)