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Salzburg/London - Der regelmäßige Kontakt mit Kühen, Schweinen, Schafen und Geflügel - also den Nutztieren auf einem Bauernhof - schützt Kinder vor dem späteren Auftreten von Allergien und allergischen Erkrankungen, wie zum Beispiel Asthma. Das hat eine Studiengruppe unter Univ.-Doz. Dr. Josef Riedler vom Salzburger Kinderspital (LKH) bewiesen. Die wissenschaftliche Arbeit wurde zwar bereit vor knapp zwei Jahren beim Europäischen Lungenkongress in Madrid erstmals präsentiert. Erst jetzt ist sie aber in der britischen Fachzeitschrift "The Lancet" (bd. 258, S 1129) breit publiziert worden. Insgesamt waren 2.283 Kinder im Alter von acht bis zehn Jahren per Fragebogen über ihren Lebensstil und über die Häufigkeit von allergischen Symptomen befragt worden. Derartige Untersuchungen sind in mehreren Bundesländern und im Rahmen eines internationalen Netzwerkes abgelaufen. Bei 1.137 der Kinder führten die an der wissenschaftlichen Untersuchung beteiligten Ärzte auch einen "Haut-Prick-Test" auf eine eventuell bestehende Hypersensibilität als Zeichen einer Allergie durch. Erstaunliches Bei der Analyse der Informationen stießen die Fachleute auf erstaunliche Resultate. "Als die Daten gesichtet wurden, stellte sich heraus, dass Kinder, die auf Bauernhöfen lebten, dreimal weniger häufig Heuschnupfen hatten als Kinder aus einer städtischen Umgebung", lautete der Befund. Demnach berichteten nur 3,1 Prozent der Kinder aus dem ländlichen Raum über Heuschnupfen. Bei den Stadtkindern waren es hingegen 10,3 Prozent. Noch größer war der Unterschied beim allergischen Asthma: Nur 1,1 Prozent der Kinder von Bauernhöfen berichteten über Symptome, bei den Stadtkindern waren es hingegen 3,9 Prozent. Hypersensibilität Diese Berichte konnten mit dem Haut-Test erhärtet werden: Dabei wurde - durch probeweise Einbringung von Allergenen in die Haut - bei 32,7 Prozent der Stadtkinder eine Hypersensibilität dokumentiert. Bei den Kindern vom Bauernhof war dies nur bei 18,8 Prozent der Fall. Riedler und seine Co-Autoren belegten den Schutzeffekt aber auch noch durch eine weitere Analyse. Sie untersuchten, wie sich der Kontakt von Kindern mit Nutztieren unabhängig vom Wohnort - ob in der Stadt oder auf dem Land - auf das Auftreten von Allergien auswirkte. Fazit: Jene Mädchen und Buben aus der Stadt, die regelmäßig mit solchen Tieren zusammenkamen, wiesen eine ähnlich reduzierte Allergie-Gefährdung wie Kinder vom Bauernhof auf. Kontakt mit Keimen Riedler führt die Schutzwirkung eines ländlichen Lebens gegen Allergien auf die "Entwicklung einer Toleranz" durch den häufigen Kontakt mit Keimen und verschiedensten Antigenen zurück. Mehrere wissenschaftliche Untersuchungen haben in den vergangenen Jahren ergeben, dass in "klinisch reinen" Haushalten aufgewachsene Kinder eher zu Allergien neigen. Das trifft auch auf Einzelkinder zu, während Kinder mit vielen Geschwistern oder frühem Kontakt zu vielen Gleichaltrigen (Kinderkrippen etc.) seltener allergisch reagieren. Fachleute glauben, dass Allergien und Folgeerkrankungen wie Asthma in den westlichen Industriestaaten auch deshalb zunehmen, weil das Immunsystem der Menschen unter zu sauberen Bedingungen aus "Mangel" an natürlichen Reizen gegen den eigenen Körper gerichtete Reaktionen oder überschießende Abwehrantworten produziert. (APA)