Brüssel - Die Europäische Union sieht in Nothilfe für die Flüchtlinge ihre wichtigste Aufgabe in Afghanistan. Darum werde die humanitäre Hilfe der EU für die Krisenregion aufgestockt, sagte der EU-Ratsvorsitzende und belgische Regierungschef Guy Verhofstadt. "Das wichtigste, was die EU in diesen Tagen tun kann, ist dafür zu sorgen, dass die Hilfe tatsächlich ankommt", sagte Verhofstadt am Montag in Brüssel. Die EU rechnet einen Tag nach dem Beginn der US-Luftschläge mit einem weiteren Anschwellen des Flüchtlingsstroms. Präsidentschaft, EU-Kommission und Abgeordnete des Europa-Parlaments sollen bei einer Sondersitzung am Dienstag einen Betrag von 50 Millionen Euro (688 Mill. S) freigeben. Damit werde ein bisher geplanter Betrag von 25 Millionen Euro aus der Haushaltsreserve verdoppelt, ergänzte der EU-Nothilfekommissar Poul Nielson. Bisher haben die EU-Staaten und die Europäische Kommission nach Angaben Verhofstadts 316 Millionen Euro für die Versorgung der Flüchtlinge in Afghanistan und den Nachbarländern bereitgestellt. Manche EU-Staaten trügen zu dieser Summe weniger bei als andere, sagte Nielson. "Es ist an den Bürgern dieser Länder, darüber zu diskutieren", meinte der Kommissar. Laut einer internen Aufstellung der Brüsseler Behörde gibt Großbritannien 57,7 Millionen Euro zu der Afghanistan-Hilfe, Frankreich beteiligt sich mit 27,5 Millionen Euro. Deutschland folgt demnach mit 26,1 Millionen Euro, wovon 8,9 Millionen vor den Terroranschlägen vom 11. September zugesagt wurden. Wie das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen schätzt die EU nach Angaben Nielsons, dass noch bis zu 1,5 Millionen Afghanen die Flucht ergreifen könnten. Die EU wolle genügend Hilfsgüter für dieses schlimmste Szenario nach Afghanistan und in die Nachbarländer liefern. Die Verteilung in Afghanistan sollten lokale Mitarbeiter dortiger Hilfsorganisationen übernehmen. Bis Sonntag seien noch Lastwagen-Konvois nach Kabul und andere Orte im Landesinnern gelangt, sagte Nielson. Sondersitzung am 17. Oktober in Luxemburg Die Außenminister der Europäischen Union kommen am 17. Oktober zu einer Sondersitzung in Luxemburg zusammen, um die bereits zugesagte Hilfe für Afghanistan weiter abzustimmen. Das kündigte der belgische Außenminister und amtierende Ratsvorsitzende Louis Michel am Montag an. Die EU-Außenminister hatten zuvor in Luxemburg bei ihrem regulären Treffen verstärkte Unterstützung für Flüchtlinge und die Not leidende Bevölkerung in Afghanistan mobilisiert. Zwei Tage nach der Sondersitzung folgt am 19. Oktober das EU-Gipfeltreffen in Gent. (APA/dpa)