Lifestyle
Oh, süßer Gestank
So ausgefallen kann ein Gewürz, Kraut, so super exotisch eine Wurzel oder Frucht gar nicht sein, als dass sie am Wiener Naschmarkt nicht zu bekommen wäre.
Auch "Durians", Stinkfrüchte, haben Einzug in die Asien-Shops gehalten: eine grüne, igelartig mit festen Stacheln bewehrte, runde Frucht fast so groß wie ein Fußball, die ob ihrer harten Rinde aufgehackt werden muss.
Gar wunderliche Dinge werden von Thailandreisenden über sie berichtet. Der Geruch der reifen Früchte habe etwas von in Gummistiefeln getragenen Socken, einem Hauch Mageninhalt, Vanille, Zwiebel, das Ganze mit einer fruchtigen Komponente verbrämt, je nachdem, ob die Beschreibung von einem Fan oder Gegner der Frucht kommt. Aus diesem Grund sei sie auch im Handgepäck mancher Fluglinien unerwünscht, wofür bis Textschluss keine offizielle Bestätigung zu bekommen war. Jedoch soll gerüchteweise einmal ein ganzes Flugzeug nach einer vollen Cargo reifer Durians desinfiziert worden sein, die Fluglinie soll seither auf perfekt verpackte Kleinmengen bestehen. Verbrieft ist, dass sie in Singapur nicht in öffentlichen Verkehrsmitteln transportiert werden dürfen. Und in Thailand dürfen sie nicht ins Hotel.
Nichts desto trotz gilt die "Königin der Früchte" in Südostasien als absolute Spezialität. Einmal abgesehen von Inhaltsstoffen wie Vitamin A und Kalzium und beeindruckenden Nähwerten wird der tatsächliche Geschmack, hat man das Geruchliche hinter sich gelassen, heftig gepriesen. Die Kerne seien von der Konsistenz her leicht schmierig, wie mittelreifer Käse, im Geschmack süßlich-cremig, gleichzeitig etwas käsig mit einer deutlichen Fruchtnote. Sie wird häufig roh gegessen, aber auch gekocht oder gegrillt, zu Reis, als Eis oder in Kuchen sowie in Fleischspeisen. Durian-Liebhaber schätzen vor allem die Sorte Mon Thong, die auch weniger körperliche Nachwirkungen haben soll, und zwar zur Haupterntezeit im April und Mai. Vollständig reife Früchte erkennt man am penetranten Geruch in ungeöffneten Zustand, wenn man sie schüttelt, sollten sich die Kerne in den Kammern lose bewegen.
der Standard/rondo/19/10/01