Claudia Rosa Lukas und Gil, eine junge Modedesignerin und ein Handels-unternehmen: So könnte sie aussehen, die oft beschworene und so selten verwirklichte Kooperation zwischen Kreativität und Ökonomie
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Ein "ziemlich turbulentes Jahr" sei das gewesen, zieht Claudia Rosa Lukas vorläufige Bilanz. Kein Wunder, denn 2001 hat die 29-jährige Modedesignerin ein paar ganz wichtige Karriere-Schritte absolviert. Im Oktober zeigte sie ihre Entwürfe - die Sommerkollektion 2002 - erstmals in Paris, in einem Showroom während der großen Pret-à-porter-Schauen. Und fand damit reges Interesse des internationalen Fachpublikums. Außerdem produzierte sie in der Vorbereitungsphase für diesen Auftritt ihre Winterkollektion "Lukas 200X", die nun in der "Gil fashion area" im Wiener Kaufhaus Steffl verkauft wird.
Die in der Südsteiermark Geborene hat Mode an der Universität für angewandte Kunst in Wien studiert (u.a. bei Vivienne Westwood und Helmut Lang) sowie Kostüm an der Hochschule für Künste in in Berlin. Sie hat während ihrer Ausbildung viel fürs Theater gearbeitet, z.B. Kostüme für die "Lustige Witwe" an der Wiener Staatsoper gemacht. Außerdem hat sie immer auch kleinere Kollektionen wie eine Unterhosen- oder eine T-Shirt-Kollektion angefertigt. In ihrer Multimedia-Ausbildung am SAE in Wien hat sie - aus oben angeführten Stress-Gründen - eine vorläufige Pause eingelegt.
Das Gastspiel an der Seine war Bestandteil des von der "Unit F" ausgeschriebenen "Modepreises der Stadt Wien", den Claudia Rosa Lukas im Vorjahr gewonnen hat. Die Designerin zeigte ihre Kollektion in Paris gemeinsam mit rund 20 anderen Designern, hauptsächlich Franzosen und Japanern. "Meine Sachen gehören schon eher nach Paris", sagt sie. London sei die Stadt für das Ausgeflipptere, das Schrägere, dort fühlt sie sich modemäßig nicht wirklich zuhause.
Die Sommerkollektion, die ausschließlich aus Frauenkleidern besteht, hat Lukas "Homebase" genannt. "Das ist eine Kollektion, die wieder zurückgeht, zum Weiblichen, zum Klaren, die Entwürfe haben eine ruhige Ausstrahlung", erklärt sie den Namen. "Im Alltag sieht man ja selten Frauen in Kleidern". Ein komplettes Kleid, so die Designerin, habe einfach eine besondere Ausstrahlung und sei vor allem das allerweiblichste Stück zum Anziehen. "Unisex-Mode hat es ohnehin schon so viel gegeben, und Röcke ziehen ja auch schon die Männer an."
Die Kleider sind in Off-White, Beige, Grün und Orange gehalten und haben fast alle Zusatzteile, die auf das Kleid geschnürt werden können, wie z.B. ein extra Rückenteil, auf dem ein Gedicht von Paul Auster gedruckt ist. "Ich wollte nicht etwas Knalliges machen, sondern kleine Texte, die man jederzeit wieder weggeben kann." So ist eine sehr weibliche, manchmal sogar mädchenhafte Kollektion entstanden.
Wie in der Sommer-, sind auch in der Winterkollektion Einflüsse von Lukas' "Nebenbeschäftigung", ihrer Multimedia-Ausbildung, abzulesen. "Ich brauche immer eine Grundidee, ein Konzept für meine Kollektionen, auch wenn sich dann in der Arbeit noch vieles verändern kann". Für den Sommer 2002 hieß die Idee Integration von Texten, für den aktuellen Winter hat sie sich mit dem Thema Objekte im Raum auseinandergesetzt. "Ich wollte Kleider machen, die das Umfeld des Körpers mit einbeziehen", erklärt sie die Kollektion aus Kostümen, Miedern, Hosen, Kleidern und Jacken, die durchgängig in Blau gehalten ist. Das sind dann z.B. Elemente, die in den Raum zeigen wie Nieten oder Manschetten, mit Passepoil angedeutete räumliche Orientierungslinien, Shirts mit verkehrt aufgesetzten Taschen, aus denen natürlich alles fliegt, was man hineinstecken möchte. Oder auch eine Unterhose, die an einem Nylonfaden am Rock hängt. "Die kann man aber auch wegnehmen", zeigt Lukas Verständnis für konventionellere Trägerinnen.
Rund 50 Teile hat die Designerin für den Verkauf im Steffl angefertigt, in den Größen Small und Medium. Das sei vom Umfang her für sie gerade noch bewältigbar. "Ich bin ja keine große Firma, die alle Teile in allen Farben und Größen anbieten kann - auch wenn das den Verkauf irrsinnig erleichtern würde." Das Projekt mit Gil sei ein guter Anfang, meint Lukas. Vielleicht würden ja dann auch andere Geschäfte mitmachen, "denn es gibt ja jetzt wieder viele junge Designer, die gute Sachen machen". Was vor allem auch ein Verdienst der im Vorjahr gegründeten Modeplattform "Unit F" sei, die so manchen Designer ermutigt habe, wieder weiterzuarbeiten. Und die auch Geld zu vergeben hat und Kooperationen mit der Wirtschaft einfädelt: Denn, so Lukas, "ein Designer braucht Kohle, um wirklich arbeiten zu können."
der Standard/rondo/2/11/01
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