Wien - "Wir brauchen ein Vakzin, das gegen die Infektion mit
Aids schützt. An meinem Institut haben wir Kandidat-Impfstoffe
entwickelt, mit denen wir diesen Weg verfolgen. Vor einem Zeitraum
von fünf bis sechs Jahren wird es aber keine endgültigen Aussagen
geben. Wir glauben aber, dass wir auf dem richtigen Weg sind." Dies
erklärte am Freitag Univ.-Prof. Dr. Robert Gallo, einer der Entdecker
des HI-Virus, bei der Eröffnungspressekonferenz des 1. Weltkongresses
für Männergesundheit in Wien.
An dem Kongress nehmen einige hundert Fachleute aus aller Welt
teil. Diskutiert werden vor allem Strategien, um den
Gesundheitszustand der Männer zu verbessern und ihr Vorsorgeverhalten
positiv zu beeinflussen.
Gallo ging speziell auf HIV und Aids ein: "Ich glaube, dass wir
Aids bald als größte Epidemie der Menschheitsgeschichte bezeichnen
werden. Wenn man mich fragt, ob die Pest oder Aids ärger waren bzw.
sind, sage ich: Die Pest war ärger, weil sie jeden tötete. Doch Aids
ist ärger, weil diese Seuche nicht weggeht. Die Pest starb mit dem
Tod der Opfer aus. HIV aber bleibt uns erhalten."
Kombinationstherapie
Die größten Fortschritte laut dem Aids-Forschungs-Pionier: "Seit
Mitte der neunziger gibt es die wirksame Kombinationstherapie. Sie
hat Aids in den USA und in Europa zu einer chronischen Erkrankung
gemacht. Wir haben aber Probleme mit der Toxizität und mit
Resistenzen."
Nach Jahren pessimistischer Einschätzungen bezüglich der
Machbarkeit von vor HIV-Infektionen schützenden Impfstoffen gibt sich
Gallo, mittlerweile nicht mehr an den nationalen
US-Gesundheitsinstituten (NIH), sondern am "Institut für
Viruserkrankungen des Menschen" in Baltimore tätig, zuversichtlich:
"Der "Heilige Gral' wäre ein Vakzin, das einen 'sterilisierenden
Impfstoff' darstellt und somit eine Infektion von Anfang an
verhindert. Bis vor eineinhalb Jahren war man da pessimistisch, aber
wir haben jetzt mehr Hoffnungen."
Während viele Forscher nach den ersten Fehlschlägen mit
HIV-Kandidat-Vakzinen vor einigen Jahren auf Impfstoffe setzten, die
vor allem die Abwehrzellen gegen Aids-Erreger verstärken sollten,
blieb Gallo bei dem Konzept der Anregung möglichst vieler schützender
Antikörper durch einen Impfstoff: "Vom Prinzip her glauben wir, dass
wir auf dem richtigen Weg sind. Ein vollkommener Schutz scheint
machbar zu sein, doch wir haben dafür noch keinen Beweis." Jüngst
publizierte Studienergebnisse einer italienisch-amerikanischen
Arbeitsgruppe zu einem solchen Kandidat-Vakzin seien aber noch
vorsichtig zu bewerten.
Freilich, Aids ist nur zur Hälfte eine Angelegenheit der Männer.
Echte männerspezifische Probleme aber liegen in Sachen Gesundheit vor
allem in dem mangelnden Bewusstsein für Vorsorge und Früherkennung
von Problemen. (APA)