Europa
Türkei: Polizei geht gewaltsam gegen Hungerstreikende vor
Vier Hausbesetzer umgekommen
Istanbul - Schwer bewaffnete türkische Polizeikräfte
haben am Montag den Hungerstreik von Linksextremisten in drei Häusern
im Istanbuler Stadtteil Kücük Armutlu beendet. Dabei kamen mindestens
vier Menschen ums Leben, wie die halbamtliche Nachrichtenagentur
Anadolu Ajansi berichtete. Sechs der Hungerstreikenden, die sich dem
im Oktober vergangenen Jahres in mehreren Gefängnissen begonnenen
"Todesfasten" angeschlossen hatten, wurden gewaltsam ins Krankenhaus
gebracht.
Unklar war zunächst, auf welche Weise die vier Personen ums Leben
kamen. Der private Nachrichtensender NTV berichtete, zwei
Hungerstreikende hätten sich vor dem Zugriff der Polizei angezündet
und seien ihren Verletzungen erlegen.
Mit gepanzerten Fahrzeugen hatten die Sicherheitskräfte Barrikaden
beiseite geräumt und waren unter Einsatz von Tränengas in die Häuser
eingedrungen. Auf Dächern standen Polizisten, Schüsse fielen. Das
Tränengas hätten die Sicherheitskräfte eingesetzt, nachdem aus den
Häusern Molotow-Cocktails geflogen seien, berichtete der
Nachrichtensender NTV.
Der Hungerstreik, mit dem vor allem linksextremistische Häftlinge
und Sympathisanten der Revolutionären Volksbefreiungspartei/Front
(DHKP/C) gegen die neuen Hochsicherheitsgefängnisse in der Türkei
protestieren, hatte in den vergangenen Monaten 41 Menschen das Leben
gekostet.
Im vergangenen Dezember hatte die Armee 20 Haftanstalten gestürmt,
um den Widerstand der Hungerstreikenden zu brechen. Dabei waren 30
Häftlinge und zwei Soldaten getötet worden. Einige der
Hungerstreikenden sowie Angehörige hatten das "Todesfasten" daraufhin
auch außerhalb der Gefängnisse fortgesetzt.(APA/dpa)