Geschlechterpolitik
Familie und Beruf unter einen Hut?
PodiumsteilnehmerInnen beklagten defizitäre Arbeitsmarkt-Situation - Nachteile vor allem für Frauen
Wien - Der Problematik der Vereinbarkeit von Familie und Beruf - unter der in erster Linie Frauen leiden - war am Montagabend eine Podiumsdiskussion, die vom katholischen Familienverband und der Wirtschaftskammer veranstaltet wurde, gewidmet. Über die Defizite in diesem Bereich waren sich alle DiskutantInnen einig. Ein "großer Durchbruch" ist für den stellvertretenden Generalsekretär der Wirtschaftskammer, Reinhold Mitterlehner, nur möglich, wenn sich die Situation am Arbeitsmarkt ändert.Arbeitsmarkt muss sich ändern
Probleme mit der Vereinbarkeit würden so lange bestehen, so lange die Unternehmen ohne Schwierigkeiten ihren Personalbedarf auf dem Arbeitsmarkt decken könnten, meinte Mitterlehner. Erst wenn die Betriebe nicht mehr beliebig auswählen könnten, wären sie zu einer familienfreundlichen Unternehmenspolitik gezwungen. Dass diese Situation in nächster Zeit eintreten werde bezweifle er aber angesichts der angespannten Konjunkturlage. Die prognostizierten 1,3 bis 1,4 Prozent Wachstum werde man heuer nicht erreichen. Wenn die Entwicklung so weiter gehe, werde es ab Dezember bzw. Jänner "wirkliche Schwierigkeiten" auf dem Arbeitsmarkt geben. Damit sich längerfristig familienfreundliche Tendenzen durchsetzen könnten, bedürfe es auch einer entsprechenden Meinungsbildung.
Meinungsbildung noch defizitär
Auch Bernhard Fellner, der Unternehmen auf deren Familienfreundlichkeit prüft, verwies auf die Notwendigkeit der Meinungsbildung, damit es auch in diesem Bereich zu einem Wertewandel komme. Es gebe zwar einige Initiativen und Projekte für familienfreundliches Unternehmertum, dieses Instrument werde aber von der Wirtschaft noch nicht ausreichend in Anspruch genommen. Besondere Kompetenzen von Frauen sollten von den Firmen stärker berücksichtigt werden.
Ökonomie der Familienfreundlichkeit
Irene Slama, Familienzuständige im Sozialministerium, bekräftigte den Wert dieser (Sozial-)kompetenzen. Aus den USA seien Untersuchungen bekannt, wonach sich familienpolitische Maßnahmen für die Betriebe auch ökonomisch rechnen und eine effektive Steigerung der Produktivität bewirken würden.
Auf ein Problem, mit dem viele Frauen nach dem Wiedereinstieg zu kämpfen haben, verwies Ingeborg Friehs vom AMS-Wien. Oft bieten sich für die Wiedereinsteigerinnen nämlich nur sogenannte atypische Beschäftigungsverhältnisse wie etwa Teilzeitbeschäftigung an, die aber ihre "Tücken" hätten. Aus familiären Gründen wären viele Frauen gezwungen, solche Tätigkeiten anzunehmen - gleichzeitig könne man davon aber kaum leben. Eine Alternative könne das Programm "Karenz plus" sein, wo man bereits während der Karenz berufsvorbereitend arbeite. (APA)