Europa
Bombenterror erschüttert Madrid
Polizei verhaftete Eta-Bombenleger - Sektionschef entging dem Attentat: 100 Verletzte
Der gegen den Sektionschef im Wissenschaftsministerium Juan Junquera gerichtete Bombenanschlag endete für zwei
Terroristen des Eta-Kommandos "Madrid" in einem Fiasko. Der Beamte wurde bei der Explosion einer
20-Kilogramm-Autobombe im morgendlichen Stoßverkehr nur leicht verletzt und nahm am Nachmittag bereits an einer
Buchpräsentation teil. Ein Augenzeuge hingegen verfolgte nach der Detonation die beiden Attentäter und verständigte
mittels Handy die Polizei, die das Fluchtauto an einer Straßensperre stoppen konnte.
Im Besitz der beiden Inhaftierten, Aitor García Aliaga und Ana Belén Egues Gurruchaga, wurden zwei Pistolen vom
Kaliber neun Millimeter, falsche Ausweispapiere, Sprengkapseln und zwei Perücken gefunden.
Innenminister Mariano Rajoy nannte noch am Schauplatz des Geschehens die Opferbilanz - vier schwer Verletzte,
darunter ein Baby und ein dreijähriges Kleinkind, sowie mehrere Dutzend leicht Verletzte - "ein Wunder, da der
Anschlag ein Massaker hätte anrichten können".
Es ist bereits der zweite Fehlschlag des in Madrid operierenden Eta-Kommandos innerhalb weniger Wochen. Am 12.
Oktober, dem spanischen Nationalfeiertag, wollten die Terroristen eine Autobombe in unmittelbarer Nähe der
Militärparade zur Explosion bringen. Der Zeitzünder war allerdings um zwölf Stunden zu spät eingestellt: Erst nachdem
das falsch geparkte Fahrzeug abgeschleppt worden war, flog es in einer Tiefgarage in die Luft.
Eta verliert Sympathisanten
In den Wochen seit den Terroranschlägen von New York und Washington hat die baskische Eta Sympathisanten selbst
unter eingeschworenen Separatisten verloren. Seit auch die IRA mit der Abgabe ihrer Waffen begonnen hat, wird die
Fortsetzung des "bewaffneten Befreiungskampfes" immer öfter - auch Eta-intern - infrage gestellt.
Spaniens Regierung wusste die Gunst der Stunde zu nützen. Inzwischen arbeitet Madrid an einer Strategie, alle
EU-Partner zum gemeinsamen Vorgehen gegen die Eta und ihr "Netzwerk" zu bewegen. Vorschläge zur gezielten
Bekämpfung der Terroristen und deren Geldgeber stoßen im Kreis der EU-Innenminister auf Zustimmung.
Der Innenminister erinnerte daran, dass die Autonomie des Baskenlandes weitaus mehr Kompetenzen umfasst als die
Selbstverwaltung Nordirlands - "dennoch ist die IRA zum Gewaltverzicht bereit gewesen, nicht so die baskischen
Terroristen", sagte Innenminister Rajoy. (DER STANDARD, Print- Ausgabe, 7.11.2001)