Carsten Roemheld, Fondsmanager für internationale Aktien bei ADIG Investment, gibt im Interview mit e-fundresearch einen Ausblick für die globalen Aktienmärkte: e-fundresearch: Wie ist Ihr Ausblick für die globalen Aktienmärkte in dieser sehr turbulenten und schwierigen Situation? Roemheld: "Nach den tragischen Ereignissen des 11. Sept. 2001 hat sich das konjunkturelle Szenario global gesehen weiter verschlechtert. Wir hatten vor dem Anschlag eine Bodenbildung der Frühindikatoren weltweit verzeichnet. Insbesondere im Konsumentenklima war in den USA eine Verbesserung abzusehen. Doch seit den tragischen Ereignissen ist dieses Erholungsszenario etwas weiter nach hinten verlagert worden, nämlich in die 2. Jahreshälfte des nächsten Jahres. Das führt uns zu der Annahme, dass wir uns momentan in einem Bodenbildungsprozess befinden, der eine rezessive Tendenz in den USA weiter verstärkt hat. Wenn man die Indikatoren anschaut, stellt man das leicht fest. Die Maßnahmen, die dagegen ins Feld geführt werden - insbesondere von zinspolitischer und politischer Seite - durch Konjunkturmaßnahmen in der Größenordnung von 200 Mrd. US Dollar, werden die Wirtschaftsentwicklung im nächsten Jahr nachhaltig nach oben bringen. Deshalb sehen wir im Moment die Aktienmärkte in einer Bodenbildungsphase und glauben, dass wir im Verlauf der nächsten 6 Monaten global wieder deutlich höhere Aktienkurse sehen werden." e-fundresearch: Wenn wir jetzt die verschiedenen Regionen USA, Europa und Japan näher beleuchten, wo sehen sie derzeit die entsprechenden Potentiale und welche Regionen würden sie momentan meiden? Roemheld: "Wir sehen die hauptsächlichen Potentiale vor allen Dingen in den USA. Trotz der Ereignissen des 11. September hat sich der US Aktienmarkt relativ gesehen am besten gehalten. Das hat auch damit zu tun, dass die amerikanischen Investoren durch die Aussetzung des Handels eine Woche lang mehr Zeit hatten, rational über die Geschehnisse nachzudenken. Die USA sehen wir im weltwirtschaftlichen Kontext als die beste Region an. Sie ist der Wachstumstreiber für die gesamte Weltwirtschaft und durch die Maßnahmen der Größenordnung von, wie gesagt 200 Mrd. Dollar, die in die Wirtschaft gepumpt werden, sind die USA deutlich besser aufgestellt als z.B. Europa, wo die Notenbank noch sehr zögerlich auf die negativen konjunkturellen Tendenzen reagiert hat. Das führt dazu, dass im relativen Kontext der Aktienmarkt der USA am besten abschneiden sollte. Europa neigt dazu, zyklisch hinter den USA herzuhinken. Das bedeutet, die wirtschaftliche Entwicklung wird etwa mit 3-6 monatiger Verzögerung nachgebildet. Deswegen würden wir Europa in diesem Kontext leicht untergewichten. Das größte Untergewicht ist unseres Erachtens nach der japanische Aktienmarkt, der noch sehr lange an den Verflechtungen, die sich in Jahrzehnten an der konjunkturellen Wirtschaftsflaute entwickelt haben, leiden wird. Die vom Ministerpräsident eingeleiteten Maßnahmen werden aber eine lange Zeit brauchen um zu greifen. Japan hat zwar das größte Erholungspotential auf lange Sicht gesehen, aber die nächsten 12-18 Monate wird Japan eher Underperformer bleiben."