Der Verleger Reinhold Neven Du Mont, Leiter des renommierten Kölner Verlags Kiepenheuer & Witsch, wird am Montag (12. November) 65 Jahre alt. Seinen Schreibtisch in der schmucken Villa des Unternehmens wird er bald auszuräumen beginnen. "Vom nächsten Jahr an werde ich im Monat nur noch ein paar Tage im Verlag verbringen", sagt der Verleger in einem dpa-Gespräch. Die Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck, die schon 45 Prozent von Kiepenheuer & Witsch hält, wird Anfang 2002 weitere 40 Prozent übernehmen. "Ich bleibe mit 15 Prozent Gesellschafter und dem Verlag als Berater erhalten", kündigte Neven Du Mont an. Der Verleger will die überwiegende Mehrheit an seinem Unternehmen nach einem Jahr abgeben, in dem er voraussichtlich mit 30 Millionen Mark (15,3 Mill. Euro/211 Mill. S) einen Umsatzrekord erwirtschaften dürfte. Der promovierte Kölner, dessen Vater der Zeitungsverleger Dr. Kurt Neven Du Mont war, wird sein Chefzimmer in der Verlagsvilla Helge Malchow überlassen, der die verlegerische Leitung übernimmt. Neven Du Mont wird dann den Kontakt zu Autoren halten, sein Französisch aufpolieren, um Proust im Original lesen zu können, und viel Zeit in seinem Haus in der Provence verbringen. In der Verlagsvilla wird er aber auch weiterhin ein Büro behalten, nur nicht mehr das Chefzimmer. Neven Du Mont trat 1963 als Assistent des Verlegers Joseph Caspar Witsch in den Verlag Kiepenheuer & Witsch ein, den er nach dem Tod des Verlegers 1969 als Alleininhaber übernahm. Er kann auf viele Erfolge zurückblicken und hat nicht weniger als sechs spätere Nobelpreisträger als Autoren an seinen Verlag gebunden, darunter Heinrich Böll, Saul Bellow, und Gabriel Garcia Marquez. Den Typ des Verlegers, wie er selbst ihn noch repräsentiert, hält er allerdings für ein "Auslaufmodell". Stattdessen schiebe sich der Verlagsmanager mehr und mehr in den Vordergrund. "Patriarchalische Verleger wie Joseph Caspar Witsch, Heinrich Maria Ledig-Rowohlt und Reinhard Piper werden wohl für immer der Vergangenheit angehören", meint Neven Du Mont. (APA)