Managua - Nicaraguas künftiger Präsident Enrique Bolanos hat erste Schritte unternommen, um sich aus dem Schatten seines Amtsvorgängers Arnoldo Aleman zu lösen. In einem Fernsehinterview stellte Bolanos am Dienstag Alemans Ambitionen auf den Parlamentsvorsitz in Frage und sagte, es wäre besser, wenn Aleman sich auf die Funktion eines parlamentarischen "Beraters" beschränkte. "Es wäre eine sehr harte Arbeit, die Sitzungen zu leiten", sagte Bolanos und fügte hinzu, Aleman würde "vom Priester zum Küster absteigen", wenn er ein weniger bedeutendes Staatsamt als sein jetziges akzeptierte. Bolanos, bis zu seiner Kandidatur Alemans Vizepräsident, hatte am Sonntag die Präsidentenwahlen mit großem Vorsprung vor dem Sandinistenführer Daniel Ortega gewonnen. Ambitionen auf den Parlamentsvorsitz Aleman, der nicht wiedergewählt werden konnte, hatte in der Vergangenheit schon sein Interesse am Parlamentsvorsitz bekundet. Kritiker sahen darin einen Versuch, Bolanos zu kontrollieren und sich mit Hilfe der parlamentarischen Immunität vor Strafverfolgung wegen Korruption zu schützen. Die Wahlbeobachter der Europäischen Union (EU) und die Beobachter der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) bescheinigten den Wahlen am Sonntag einen ordnungsgemäßen Verlauf. Wahlanfechtungen wurden bis zum Dienstag nicht bekannt. Bolanos wird sein Amt im Januar 2002 für eine Fünf-Jahres-Periode antreten.