Wirtschaft
Hewlett-Famile stemmt sich gegen Compaq-Deal
HP-Management rechnet dennoch mit Aktionärsmehrheit für Fusion zum Computerriesen
Palo Alto - Die Familie des verstorbenen
Hewlett-Packard-Mitgründers William R. Hewlett will gegen den
geplanten Zusammenschluss des zweitgrößten US-Computerkonzerns mit
Compaq Computer stimmen. Dies hat Walter Hewlett, der Sohn des
Firmenmitgründers, am Dienstag angekündigt.
Damit hat sich die Opposition gegen die in der Wall Street mit
großer Skepsis betrachtete Transaktion noch erheblich verschärft.
Walter Hewlett sitzt im Aufsichtsrat von Hewlett-Packard. Er und
seine Familie sowie ein Familien-Treuhandfonds kontrollieren mehr als
100 Mill. Hewlett-Packard-Aktien oder rund fünf Prozent der Aktien
des Computerriesen.
Fusionspläne bekräftigt
Hewlett-Packard will aber trotz der Opposition der Hewlett-Familie
an dem geplanten Zusammenschluss mit Compaq festhalten und erwartet
die Zustimmung der Aktionäre. Die Verwaltungsräte von Hewlett-Packard
und Compaq stünden voll hinter der Fusion. "Wir bedauern die
Entscheidung der Hewlett-Familie sehr, doch sind wir nicht
überrascht", erklärte die Gesellschaft.
Hewlett-Packard und Compaq wollten im Rahmen eines Aktientauschs
im Wert von rund 25 Mrd. Dollar (27,9 Mrd. Euro/384 Mrd. S)
fusionieren. Der Transaktionswert ist wegen der stark gefallenen
Aktienkurse inzwischen auf 21,5 Mrd. Dollar geschrumpft. Die
Aktionäre und die Aufsichtsbehörden müssen erst zustimmen.
PC-Geschäft dramatisch verschlechtert
Hewlett-Packard könne als eigenständiges Unternehmen größere Werte
für die Aktionäre schaffen als gemeinsam mit Compaq, erklärte
Hewlett. Er verwies darauf, dass eine Compaq-Übernahme das
unattraktive PC-Geschäft verstärken würde, das weder wachse noch
profitabel sei. Seit der Fusionsankündigung hätten sich Aussichten
für das Compaq-Geschäft dramatisch verschlechtert. Deshalb seien
Vorteile für Hewlett-Packard noch unwahrscheinlicher geworden.
HP-Aktien legen zu
Die Hewlett-Packard-Aktien schossen um 17,29 Prozent auf 19,81
Dollar in die Höhe, während der Compaq-Aktienkurs um 5,45 Prozent auf
8,50 Dollar absackte.
Hewlett-Packard war von William Hewlett und David Packard 1938 für
538 Dollar in einer Garage in Kalifornien gegründet worden. Die
Gesellschaft hatte sich nach IBM zum zweitgrößten US-Computerkonzern
mit einem großen Druckergeschäft. William Hewlett war im Jänner
gestorben und David Packard im Jahr 1996.
Die Packard-Familie und eine Familienstiftung kontrollieren mehr
als zehn Prozent der Hewlett-Packard-Aktien. George Vera, der
Finanzchef der Stiftung, gab zu verstehen, dass die Stiftung noch
nicht entschieden habe, wie sie abstimmen werde. Sie untersuche die
Transaktion noch, berichtete das "Wall Street Journal" am Mittwoch in
seiner Online-Ausgabe. (APA/dpa)