Belgrad - Der frühere Chef für öffentliche Sicherheit im serbischen Innenministerium, General Vlastimir Djordjevic, dürfte mit den Behörden des Landes eine Abmachung getroffen haben. Die Belgrader Wochenzeitschrift "Reporter" berichtet in ihrer jüngsten Ausgabe von Mittwoch unter Berufung auf "Kenner der Verhältnisse im Innenministerium", dass die Beweisunterlagen gegen den früheren jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milosevic vor dem UNO-Kriegsverbrechertribunal auf Grund der Aussagen von Djordjevic gesammelt worden seien. Djordjevic habe als Gegenleistung eine neue Identität und einen neuen Wohnort bis zu seinem Auftritt als Kronzeuge gegen Milosevic vor dem Haager Tribunal bekommen, behauptet die Zeitschrift. Djordjevic war jahrelang einer der engsten Mitarbeiter von Milosevic. Zuvor war er 1982 Befehlshaber der serbischen Polizeieinheiten im Kosovo. Auch später befasste er sich mit den Problemen in der Provinz. Djordjevic soll für "Gebietssanierung" im Kosovo zuständig gewesen sein Nach Angaben des serbischen Innenministeriums wurde Djordjevic im März 1999 von Milosevic beauftragt, die "Gebietssanierung" im Kosovo vorzunehmen. Im Klartext heißt das, die Leichen ermordeter Kosovo-Albaner verschwinden zu lassen. Djordjevic soll für die Massengräber in Serbien direkt verantwortlich gewesen sein. In den bisher untersuchten Massengräbern sind rund 400 Leichen von Kosovo-Albanern entdeckt worden, weitere 400 werden in den noch nicht untersuchten Massengräbern unweit von Belgrad vermutet. General Djordjevic war nach Polizeiangaben Anfang Mai gleich nach der Entdeckung eines ersten Massengrabes auf einem Polizeiübungsplatz im Belgrader Vorort Batajnica nach Moskau geflüchtet. "Reporter" berichtet nun, dass er in Wahrheit unter einem anderen Namen bis vor kurzem in der südostserbischen Kleinstadt Zajecar lebte. Er soll erst Ende Oktober seinen Wohnort wirder gewechselt haben. Im Massengrab in Batajnica waren unter anderem etwa 40 Leichen aus einem Kühlwagen geborgen worden, der im April 1999 unweit der ostserbischen Stadt Kladovo in der Donau entdeckt und auf Antrag von Djordjevic zum Staatsgeheimnis erklärt worden war. (APA)