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Martin Bormann (Vater)

Foto: APA/dpa
Linz - Er führte vom ersten Tag an ein "Leben gegen die Schatten" Hitlers und seines Vaters: Martin Bormann (71), der älteste Sohn des gleichnamigen NS-"Reichsleiters". "Leben gegen Schatten" war auch der Titel eines Vortrags- und Diskussionsabends mit Martin Bormann am Dienstag in der Martin-Boos Sonderschule des evangelischen Diakoniewerks in Gallneukirchen bei Linz. "Gerade das evangelische Diakoniewerk ist mit seiner eigenen Geschichte besonders betroffen, da während der NS-Zeit zahlreiche Behinderte in diverse Vernichtungsanstalten verschleppt wurden", so Gerhard Gäbler, Rektor des evangelischen Diakoniewerks Gallneukirchen. Bormann schilderte sein Leben in unmittelbarer Nähe zu Hitler. Bormann versuchte nicht zuletzt eine Antwort zu geben auf Frage, wie es möglich sei, mit solch einer "Erblast" zu leben. Mit "Leben gegen Schatten", so auch der Titel der Autobiografie von Martin Bormann, seien vor allem zwei "Schatten" gemeint: der seines Vaters als Familienoberhaupt und jener seines Vater in der absoluten Abhängigkeit zu Adolf Hitler. Bormann befindet sich in derselben schizophren anmutenden Situation wie viele Kinder prominenter Nazis, trennt - bei offen bleibender Frage, ob dies möglich ist - strikt zwischen "privater" und "öffentlicher" Seite ihrer Eltern: "Mein Vaterbild ist ungebrochen, denn als Vater hat er nichts verbrochen, die politische Verantwortung steht auf einem anderen Blatt", so Bormann. Martin Bormann wurde 1930 im deutschen Grünwald geboren. Mit seiner Familie lebte er eine Zeit lang auf dem Obersalzberg, der damaligen Privatresidenz Hitlers. Nach dem Zusammenbruch des dritten Reiches im Mai 1945 verlor er den Kontakt zu seiner Familie und tauchte unter falschem Namen bei einer Bergbauernfamilie unter. Später trat Bormann in die Ordensgemeinschaft der Herz-Jesu-Missionare ein. Nach einem abgeschlossenen Theologiestudium und Missionstätigkeiten in Afrika war Martin Bormann bis zu seiner Pensionierung als Religionslehrer tätig. Seit über zehn Jahren ist der Theologe auch in der Gruppe "Täterkinder-Opferkinder" aktiv, in der Kinder von Nazitätern und Kinder von Holocaust-Überlebenden gemeinsam Schritte zur Überwindung der "Last des Schweigens" setzen. (APA)