Inland
Verzetnitsch strebt sozialen Schutz auch für atypische Arbeitsformen an
Beratungsangebot "FlexPower" für Freie und Neue Selbstständige
Wien - Soziale Sicherheit auch für atypisch Beschäftigte hat
ÖGB-Präsident Fritz Verzetnitsch (S) am Mittwoch in einer
Pressekonferenz gefordert. "Das Arbeitsrecht soll auch für neue
Arbeitsverhältnisse gelten. Wir werden nicht zuschauen, wie 'normale'
Arbeit immer mehr zum Minderheitenprogramm wird", sagte Verzetnitsch.
Er sieht den sozialen Schutz für Freie Dienstnehmer und Neue
Selbstständige als "politische Zielsetzung". Präsentiert wurden zwei
Initiativen für betroffene Arbeitnehmer: "FlexPower" als
ÖGB-Erstberatung und "work@flex" als zielgerichtete Initiative der
GPA.
Eine Million Arbeitnehmer gehören in Österreich zur Gruppe der
atypischen Arbeitsformen, 87 Prozent davon sind Frauen. "Atypisch"
sind Teilzeitarbeit, freie Mitarbeit, Geringfügige Beschäftigung,
Leiharbeit bzw. Neue Selbstständige. Das Gros der Million
"Atypischen" gehören zum Bereich Teilzeit bzw. Geringfügigkeit, etwa
50.000 Freie und Neue Selbstständige - mehr als die Hälfte davon in
Wien - will der ÖGB mit "FlexPower" ansprechen, berichtete Elisabeth
Rolzhauser, die Leiterin des Referats für Sozialkontakte.
Erster Problem: Nicht-Information
Gerade die Zahl dieser beiden Gruppen steigt kontinuierlich - die
betroffenen Arbeitnehmer befinden sich in der Grauzone zwischen
selbstständiger und abhängiger Erwerbstätigkeit. Betroffene
berichteten in der Pressekonferenz von ihren Problemen. An erster
Stelle steht die Nicht-Information. Wenn Aufklärung, dann nur über
Pflichten, Rechte werden verschleiert oder überhaupt verschwiegen. Es
gibt keine Versicherung, oftmals wird erwartet, dass die Ausrüstung
(Fahrradboten) selbst gestellt wird, Gebühren sind keine Seltenheit.
"Ich wünsche mir klare Richtlinien", meinte deshalb auch Christoph
Schutti, Freier Dienstnehmer als Fahrradbote.
"FlexPower", in Kooperation mit der Arbeiterkammer Wien und acht
Teilgewerkschaften, will diesem Manko Rechnung tragen und bietet
Erstberatung in Vertrags-, Steuer- und Sozialrecht - auch für
Nicht-Gewerkschafts-Mitglieder. Gleichzeitig wird um die Teilnahme an
einem Forschungsprojekt ersucht, um die notwendigen Daten für die
weitere Arbeit zu erhalten.
"work@flex"
Die Gewerkschaft der Privatangestellten hat die Initiative
"work@flex" gegründet für Werkvertragnehmer, Freie und Neue
Selbstständige. Mitgliedschaft ist auch dabei nicht unbedingt
erforderlich. Geboten werden Rechtsberatung in arbeits- und
sozialrechtlichen Fragen, und für GPA-Mitglieder Rechtsschutz.
Außerdem gibt es eine spezielle Verdienstentgangsversicherung in
Zusammenarbeit mit der Wiener Städtischen Versicherung, allerdings
nur für Gewerkschaftsmitglieder.
Erste Reaktion auf diese Gewerkschaftsangebote: Der Grüne
Sozialsprecher Karl Öllinger spricht von einer "begrüßenswerten
Erweiterung der Beratungstätigkeit". (APA)