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Wien - Während fünf bis zehn Prozent der "normalen" Bevölkerung unter Depressionen leiden, sind es bei älteren Menschen bereits 15 bis 20 Prozent. Diese Krankheit wird viel zu selten diagnostiziert und wahrscheinlich noch viel seltener mit Medikamenten behandelt. Die Folge des Missstandes ist u.a. ein erhöhtes Selbstmordrisiko. Dabei ist besonders ein Geschlecht betroffen. "Die Zahl der Selbstmorde bei Männern ab dem 70. Lebensjahr haben einen explosionsartigen Zuwachs", erklärte Univ.-Prof. Dr. Gernot Sonneck, Vorstand des Instituts für psychologische Medizin an der Universität Wien, am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Wien. Frauen isolieren sich weniger Während Frauen trotz des Alters vielfach in der Lage seien, immer wieder neue Kontakte zu knüpfen und v.a. auch zu pflegen, fehle vielen Männern diese Fähigkeit weitgehend. "Die zahlenmäßig geringe Vertretung des männlichen Geschlechts etwa in Pensionistenklubs oder -reisen hat nicht nur damit zu tun, dass Männer eine kürzere Lebenserwartung haben, sondern insbesondere damit, dass sie sich selbst isolieren", sagte Sonneck. Hilfe wird abgelehnt "Sie stellen ein besonderes Problem dar, da die Meisten keine professionelle Hilfe aufsuchen", meinte der Mediziner. "Und wenn sie es tun, dann entziehen sie sich mit dem Kommentar 'es geht schon viel besser' bald wieder dem Zugriff der Behandlung und kehren in ihr persönliches Elend zurück", meinte der Arzt. Die Grundtendenz dabei sei, dass Männer stark sein und sich nicht helfen lassen wollen, sie wollen nicht auf andere angewiesen sein. Für einen Mann seien Depressionen eine Schwäche, erklärte Prim. Univ.-Doz. Dr. Werner Schöny, Leiter der Landes-Nervenklinik Wagner-Jauregg in Linz. "Es muss in der Gesellschaft enttabuisiert werden, das das keine Schwäche ist, sondern eine Krankheit, die auch behandelt werden muss", sagte Schöny. "Und um gezielt den alternden Mann zu erreichen, sollten spezielle Programme entwickelt werden", erklärte der Mediziner. Ein erster Schritt seien Kontakte wie z.B. durch die Aktion "Essen auf Rädern". "Auch wenn der Betroffene hundert Mal sagt, dass man ihn in Ruhe lassen soll, muss man sich um ihn kümmern", so Sonneck. (APA)