Die Hunde bellen, und die Karawane zieht weiter. Kaum eine Redewendung bringt es so deutlich auf den Punkt, welch unwürdiges Schauspiel sich in Österreichs Zukunftsbranche Telekommunikation seit Jahren abspielt. Minister kamen und gingen - nur die bitter notwendigen Rahmenbedingungen für die Handynetzbetreiber blieben gleich. Nämlich schlecht. Die Milliarden für die Lizenzen zum Funken haben Caspar Einem, Michael Schmid und Monika Forstinger selbstverständlich gern eingestreift, die versprochene Festlegung von Höchstwerten für Handystrahlung, die den Menschen zugemutet werden darf, blieb freilich aus. Logisch. Denn keiner wollte es sich mit den "kleinen Leuten" verscherzen, die der wachsenden Strahlenbelastung zunehmend skeptisch und vor allem ohnmächtig gegenüberstanden. Ergo blieb die "Grenzwerteverordnung" einfach aus. Es gebe ja eh eine Önorm, und überhaupt sei alles wunderbar geregelt. Die Bürgermeister und Landeshauptleute aber nutzten die Gunst der Stunde und kreierten mit ihren Gesundheitswächtern eigene Grenzwerte, was den Netzaufbau extrem verteuert, weil noch mehr verhasste Handymasten aus dem Boden sprießen müssen. In manchen Gegenden wie der Festspielstadt Salzburg geht in dem Punkt überhaupt nichts mehr, denn dort ist praktisch kein Antennenbau mehr möglich. Wenn die fürs Budget ausgepressten Unternehmen nun drohen, den Netzausbau einzustellen, die Lizenzen zurückgeben und vom Staat ihre Milliarden zurückhaben wollen, dann droht dem Wirtschaftsstandort Österreich ein schwerer Schlag. Auch, wenn dies ein vorgeschobenes Argument ist, zeigt sich doch eines: In Österreich rechnen sich keine sechs Handynetze, und die Konzerne versuchen einen gesichtswahrenden Rückzug. (DER STANDARD, Printausgabe 8.11.2001)