Wien - Die Zeiten der sprichwörtlichen Wissenschaft im Elfenbeinturm dürften für viele Fächer endgültig vorbei sein. So sind viele Themen des Symposiums "Leben und Überleben - Konzepte für die Zukunft", das vom 18. bis 21. November in Wien über die Bühne geht, gleichzeitig hochbrisante politische Fragen, etwa was die Osterweiterung der EU angeht. Veranstaltet wird das Symposium gemeinsam von der Universität für Bodenkultur (Boku) Wien, der Tschechischen Agraruniversität Prag und der Universität von West Ungarn. Zunehmende Interdisziplinarität So nimmt der Kongress durch seine Themenwahl möglicherweise auch Entwicklungen an den Unis selbst vorweg, sagte Boku-Rektor Leopold März bei einer Pressekonferenz am Mittwoch in Wien. So sind die traditionellen Einteilungen derartiger wissenschaftlicher Veranstaltungen, etwa "Landwirtschaft, Forstwirtschaft oder Wasserwirtschaft" durch fächerübergreifende Titel wie "Nachhaltige Entwicklung im ländlichen Raum", "Gesundheit, Lebensmittel, Umwelt" oder "Der blaue und der grüne Raum - Wasser-Boden-Pflanze-Luft" ersetzt. Nach Ansicht von März wird der interdisziplinäre Ansatz schon sehr bald auch Einzug in die Lehr- und Studienpläne der so genannten Grünen Universitäten halten. Der Boku-Rektor verwies etwa auf das jüngst gegründete Zentrum für Naturgefahren und Risikomanagement an der Boku, an dem sieben Institute beteiligt sind. Thema Biotechnologie Ein ebenso aktuelles und nicht weniger brisantes Thema ist die moderne Biotechnologie. Dabei sind sich die Rektoren der beteiligten Unis - März, Josef Kozak von der Tschechischen Agraruniversität Prag und Janos Ivancsics von der Universität West Ungarn - einig, dass man die Chancen Gentechnik mit Bedacht, aber doch nutzen sollte. Ivancsics betonte, dass die Möglichkeiten der Biotechnologie vielfach überschätzt würden. "Derzeit gehen die Bestrebungen bei Pflanzen in die Richtung der Stärkung der Widerstandskraft durch Gentechnik", so der Wissenschafter. Die viel kritisierte Ertragssteigerung von Nutzpflanzen durch Gentechnik spiele wenn überhaupt nur eine untergeordnete Rolle. Bei Tieren würden die meisten Versuche darauf hinaus laufen, die Fortpflanzung zu optimieren, etwa um die Möglichkeiten der künstlichen Besamung zu verbessern. Möglichkeiten der Verbesserung des tierischen oder gar menschlichen Erbgutes hält Ivancsics für eine "Probleme des Jahres 3000". (APA)