Lifestyle
Zur Lage der Nation
Die Wirten zittern: Drei neue Restaurant-Führer sind da
Herbstzeit ist, und die Wirten zeigen massive Anzeichen von Nervosität, da dieser Tage immer die Führer erscheinen. Für Aufmerksamkeit sorgte Gault Millau heuer in erster Linie mit einer neuen Rekordzahl an vergebenen Hauben, und da vor allem mit der Verleihung der fünften vierten Haube an Johanna Maier in Filzmoos. Zu den fulminanten Einsteigern zählt das Restaurant "Mönchsküche" im Schlosshotel Mondsee, was insofern ein bisschen verwundert, da die Speisekarte quasi ident ist mit dem so mittlerweile nicht mehr existenten Restaurant Tanglberg. 17 Punkte erhielt die "Mönchsküche", die gleiche Punkteanzahl, mit der vor zwei Jahren das "Tanglberg" zum Einsteiger des Jahres gekürt wurde. Und angesichts einer - wenngleich gut gemachten - Kopie, erscheint das etwas sehr gütig. Strenger war man da in Wien: Das "Schwarze Kameel" mit Spitzenkoch Harald Riedl wurde auf 13 Punkte herabgesetzt und rangiert damit im Bereich von besseren Beisln und Landgasthäusern, das andernorts gefeierte "Yohm" rangiert mit 12,5 Punkten gar unterhalb der Haubenwürde. Große Übereinstimmungen heuer bei Gault Millau und A la Carte, was ein gutes Indiz für Glaubwürdigkeit darstellt: Johanna Maier auch hier im obersten Bereich, ebenfalls nach vorn geschossen Hirsch'n Wirt in Irdning, Zum Bären in St. Leonhard und Sazianistub'n in Straden.
Etwas eigenartig fällt indes so manche Wertung des zum Diskontpreis verkauften "Tafelspitz"-Führers aus: Bei den Ethno-Restaurants werden der Edel-Japaner "Unkai" und die Sushi-Kette "Akakiko" gleich bewertet, der bodenständige "Göttweiger Stiftskeller" liegt zehn Punkte vor durchaus feineren Exemplaren wie "Weibels Wirtshaus", das Landhaus Bacher (Gault Millau: drei Hauben, A la Carte: 98 Punkte) rangiert auf Platz zehn der Landgasthäuser und bekam die gleiche Wertung wie der - ohne Zweifel nette - Heurige Lier in Heiligenstadt oder die Konditorei Sluka. Ebenfalls nicht ganz nachvollziehbar die Auf- und Absteiger, Willkür schien hier das Ruder zu führen.
floh
derStandard/rondo/9/11/01