Wien - Die Grünen üben erneut Kritik an der Einwanderungs-
und Asylpolitik der Regierung. Migrationssprecherin Terezija Stoisits
sieht in dem in Begutachtung befindlichen Entwurf der
Niederlassungsverordnung für 2002 ein "Instrument der Abwehr von
Zuzug nach Österreich." Die Zuwanderungsquote solle dadurch wie von
der FPÖ gewünscht weiter herabgesenkt, der Familiennachzug verhindert
werden. In der Frage der Aufnahme von Flüchtlingen aus dem
Kriegsgebiet in Afghanistan warf Stoisits Innenminister Strasser
"völliges Versagen" vor.
Quotenpolitik im Visier der Grünen
Die Grünen werfen der Regierung vor, durch ihre Quotenpolitik am
europäischen Trend vorbeizugehen. In Deutschland orientiere man sich
beispielsweise am Arbeitsmarkt und nicht an starren Quoten. Unter
Einbeziehung der Länder und einer Expertenkommission habe man dort
Kriterien vorgegeben, die ein "Raster an Möglichkeiten und Chancen"
für Zuwanderern ergeben würden. Die kurzsichtige Politik der
blau-schwarzen Regierung hingegen werde sich in einigen Jahren in
Bezug auf den Arbeitsmarkt und die Gesellschaft rächen, weil
Österreich für Migranten unattraktiv werde, kritisierte die Grüne
Migrationssprecherin.
Durch den Entwurf zur Niederlassungsverordnung nehme die von den
Freiheitlichen praktizierte Regierungsarbeit reale Formen an, so
Stoisits. Diese laufe auf eine Nullzuwanderung hinaus. Außerdem werde
der Familiennachzug trotz Beteuerungen, den "Rucksack" von über
11.000 anhängigen Familienzusammenführungen abbauen zu wollen, mit
dem Entwurf auch 2002 verhindert. Die Quote sei so gestaltet, dass
nicht einmal zwei Jahre alte Anträge befriedigt werden könnten. "Der
Regierungsslogan 'Integration statt Neuzuwanderung' wird gänzlich
konterkariert" erklärte Stoistits, die der Forderung der Grünen,
wonach Familiennachzug keinerlei Quoten unterliegen dürfe, Nachdruck
verlieh. Die Regierungslinie sei "absurd" und "einzigartig in
Europa".
Keine Verbesserung der Situation
Eingefordert wird von den Grünen auch der Arbeitsmartkzugang für
alle in Österreich lebenden Migranten. Trotz des lange angekündigten
Vorhabens des Innenministers, das Beschäftigungsgesetz für Ausländer
mit dem Fremdenrecht zu harmonisieren, deute nichts auf eine
Verbesserung der Situation hin. Flüchtlingen, die es nach Österreich
schaffen, würde durch eine "bigotte Politik der ÖVP unter Führung
ihres Innenministers" die Grundversorgung verweigert. Das "zentrale
Problem der Zuwanderung in Österreich" bleibe auch entgegen
Forderungen aus der Wirtschaft weiter ungelöst. Während Strasser und
Westenthaler Wasser predigen und Wein trinken, lacht sich
Westenthaler ins Fäustchen", so Stoisits.
In der Asylpolitik ist für Stoisits ein Bruch mit Traditionen
erkennbar, die Österreich in der Vergangenheit den Ruf als ein für
Flüchtlinge offenes Land eingebracht haben. Während Herausforderungen
in der Vergangenheit angenommen und gemeistert worden seien und es
"keine Klagen über Tausende von integrierten Bosniern gegeben habe",
"versagt die Regierung angesichts der Situation in Afghanistan
völlig". Die Pläne Strassers, das Botschaftsverfahren (die
Möglichkeit Erstanträge auf Asyl bei öster. Botschaften zu stellen)
just bei Auftreten einer Krise abschaffen zu wollen, sei "kurios".
Die Weisung von Innenminister Strasser, Anträge von afghanischen
Asylwerbern nicht zu behandeln, laufe auf eine Asylverweigerung und
Flüchtlingsabwehr hinaus.
Für besonderen Unmut seitens der Grünen sorgt ein Initiativantrag
der Regierung, der schärfere Strafen für Airlines vorsieht, die die
Identität ihrer Fluggäste nicht ausreichend überprüfen. Durch den am
nächsten Dienstag im Innenausschuss zu behandelnden Antrag soll die
Strafe für Beförderungsunternehmen, die Ausländer nach Österreich
bringen, ohne ihre Identität zu überprüfen, von jetzt 20.000 auf
41.280 Schilling (3.000 Euro) erhöht werden.(APA)