Ramallah - Im Rahmen seiner Israel-Reise ist der Bundessprecher der Grünen, Alexander Van der Bellen, am späten Donnerstagabend überraschend mit Palästinenserpräsident Yasser Arafat zusammengetroffen. Das Treffen stand nicht auf dem ursprünglichen Programm für Van der Bellen und Ulrike Lunacek, die außenpolitische Sprecherin der Grünen, wie es das israelische Außenministerium mit der österreichischen Botschaft zusammengestellt hat. Österreichs Geschäftsträger in Ramallah, Wolfgang Lapuh, begleitete die Delegation: "Da sind die Reminiszenzen an die Kreisky-Ära und die 70er Jahre, als alles begann, wirksam. Sie lassen bei Arafat ein Gefühl eines Naheverhältnisses fortdauern." Das Gespräch drehte sich um die besondere Problematik des Alltagslebens in den autonomen Gebieten. "Die israelischen Truppen mögen nun ja wieder weg sein aus Ramallah", merkte Van der Bellen im Gespräch mit der APA an, "aber dennoch kann man die Stadt nicht auf normalen Wegen erreichen. Die Strassen, über die wir gefahren sind, können Diplomaten benützen, aber die Leute, die von Ramallah nach Jerusalem zur Arbeit wollen oder in andere autonome Städte, die dürfen da nicht fahren." Energie bewundernswert Van der Bellen bewunderte nach dem Treffen die Energie, mit der der über 70-Jäehrige Arafat pausenlos rund um die Welt unterwegs ist, um die Sache der Palästinenser voran zu treiben. "Wir als Österreicher und Oppositionspartei können für die Beilegung des Konflikts wenig tun. Das wurde auch nicht von uns erwartet. Wir sind gekommen, um die österreichisch-israelischen Beziehungen zu verbessern und zuzuhören, die Standpunkte beider Seiten zu hören." Van der Bellen betonte, dass das Besuchsprogramm sehr weit gefasst und keineswegs einseitig sei. Man habe für die Delegation auch ein Treffen mit Givat Haviva, das arabisch-jüdische Zentrum für Frieden, arrangiert. Ebenso wurden Gespräche mit Intellektuellen und mit Mitgliedern der Knesset organisiert. Treffen mit Perres Van der Bellen wird in seinem für Freitag anberaumten Treffen mit Israels Außenminister Shimon Peres zwar nicht konkret aus seinem Gespräch mit Arafat zitieren, will aber die Position vertreten, dass der anhaltende Konflikt nicht im israelischen Interesse sein kann. Ihm als Ökonomen sei aufgefallen, wie sehr allein der Tourismus leide - im Hotel Hilton, wo er wohne, seien gerade ein Dutzend Gäste, und die Grabeskirche, üblicherweise voller Pilger und Touristen, sei leer. Ihm sei auch aufgefallen, dass viele Israelis offenbar bereit seien, dies als notwendigen Preis für ihr Überleben zu akzeptieren. "Man muss hierher kommen, um das Sicherheitsbedürfnis der Israelis zu verstehen. Man muss ein Gefühl für die Kleinheit des Landes bekommen. Einer unserer Gesprächspartner hat uns erklärt, Israel hielte keine zwei Stunden ohne Verteidigung aus, da wäre die Existenz des Landes vorbei. Das ist hier nicht wie in Afghanistan, wo sie 20 Jahre Krieg überdauern." Selbstverständlich, so Van der Bellen, sei in allen Gesprächen mit Israelis auch die Entsendung eines Botschafters in die seit Antritt der gegenwärtigen österreichischen Regierung verwaiste Botschaft in Wien zur Sprache gekommen. Das sei weniger eine Frage der realen Beeinträchtigung der Beziehungen als vielmehr eine der Atmosphäre. Gerade vor dem historischen Hintergrund Österreichs und spätestens seit Aufhebung der EU-Sanktionen im vergangenen Jahr sei die Normalisierung der Beziehungen wichtig. Die Gefahr bestehe, dass in anderen unverdächtigeren Ländern Europas gefährliche Entwicklungen übersehen würden und größere Länder wie etwa Italien unter Berlusconi und seiner Einbeziehung der Lega Nord in seine Regierung anstandslos akzeptiert würden, während man sich allein auf Österreich und Haider konzentriere. Freilich, so stellte Van der Bellen auch fest, dass das Problem den Israelis "nicht gerade unter den Nägeln brennt" und eher ein "low profile" unter vielen anderen vordringlichen Fragen aufweise. (APA)