Obwohl es in Doha nur um den zeitlichen und thematischen Rahmen für Marktöffnungsschritte in den nächsten drei bis fünf Jahren geht und inhaltliche Details kaum gestreift werden, ist ein Erfolg der Konferenz höchst ungewiss. Die meisten Entwicklungsländer wollen erst die Früchte aus der Uruguay-Runde (1986 bis 1994) ernten.
Sie fühlen sich als Verlierer der Globalisierung und wollen offene Märkte für ihre Exporte, keinesfalls aber über Kinderarbeit, Umweltauflagen oder Menschenrechte diskutieren. Immer wieder äußerten Indien, Malaysia oder 30 von Tansania vertretene afrikanische Staaten ihre Vorbehalte.
Die Entwicklungsländer, die rund 100 der 142 WTO-Mitglieder stellen, prangern die Doppelmoral Europas und der USA an, die selbst ihre Agrarmärkte abschotten oder wie derzeit die USA ihre Stahl-und Flugzeugindustrie einseitig protegieren. Zwischen 1960 und 2000 ist der Welthandel von 120 auf 6360 Mrd. US-Dollar gewachsen, die Verteilung des Welteinkommens habe sich zuungunsten des ärmsten Fünftels der Menschheit verschoben.
Auch der frühere Chefökonom der Weltbank und diesjährige Wirtschaftsnobelpreisträger, Joseph Stiglitz, meint, dass von der letzten Freihandelsrunde der Westen in unverhältnismäßiger Weise profitiert habe. "In Wirklichkeit hat die Liberalisierung des Handels zu einer Verschlechterung der Volkswirtschaften in vielen Entwicklungsländern geführt, denn sie hat sie der Unsicherheit der internationalen Märkte ausgesetzt."
Sinnvoller als neue Vorschriften sei daher die Bereitstellung von Ressourcen für die unterentwickelte Welt, die es armen Staaten ermöglichten, die Sozial- und Ökostandards freiwillig zu erfüllen, meint der Großspekulant und Philantroph George Soros. Die EU hat verbesserte Absatzchancen für Agrarprodukte aus Entwicklungsländern und 50 Mio. EURO für die Umsetzung von Uruguay-Verpflichtungen in Aussicht gestellt.