Der renommierte Parteienforscher Oskar Niedermayer ist jedoch skeptisch: "Ich bin nicht sicher, ob diese Koalition in Berlin über die Bundestagswahl in einem Jahr hält", so Niedermayer zum STANDARD. Der Professor für Politische Wissenschaft an der Freien Universität Berlin begründet seine Einschätzung damit, dass Grüne und FDP um den dritten Platz im Parteienspektrum im Bundestagswahlkampf konkurrierten und darum, Koalitionspartner der SPD im Bund zu sein. "Das gibt natürlich Schwierigkeiten, wenn man sich auf Bundesebene bekriegt und in Berlin zusammenarbeiten soll."
Für die Koalitionsverhandlungen sieht er als Knackpunkte die Verkehrs-und Bildungspolitik sowie die Privatisierung von Landesunternehmen. "Die Verhandlungen über eine Ampel können noch scheitern."
Die Frage, ob die PDS an der Regierung beteiligt worden wäre, gäbe es nicht den Afghanistan-Krieg, bejaht Niedermayer: "Das vermute ich. Dann hätte man gesagt, der Berliner Landesverband entscheidet autonom. Dann hätte es Rot-Rot gegeben, weil diese Konstellation auch eine stabilere Mehrheit hat." Rot-Rot hätte 77 Sitze, eine Ampel 73 Sitze im Abgeordnetenhaus - nur zwei mehr als notwendig.