Wirtschaftspolitik
Felderer: Rezession in Deutschland und USA
Prognosen für Österreich zu optimistisch
Wien - Der Leiter des Instituts für Höhere Studien (IHS), Bernhard Felderer, sieht nach den jüngsten Ziffern eine Rezession in Deutschland und den USA. Sie werde sich auch negativ auf das Wachstum der heimischen Wirtschaft auswirken. Sie werde real nicht mehr als um einen Prozentpunkt wachsen. Für 2002 wolle das IHS noch an der Prognose von plus 1,7 Prozent festhalten. Er gebe allerdings zu, dass sie vom Prinzip Hoffnung genährt werde und bei den gegenwärtigen Indizien zu optimistisch erscheinen.
Technische Rezession in Deutschland
Felderer führte aus, dass in Deutschland der Ifo-Geschäftsklimaindex mit einem Minus von 25 Punkten im September nach minus 13 im August der stärkste Rückgang seit etwa 15 Jahren war. Der Auftragseingang im September im produzierenden Gewerbe war gegenüber dem Vorjahresmonat um 6,6 Prozent und gegenüber dem Vormonat um 4,4 Prozent geringer. Im 3. Quartal werde die Wirtschaft schrumpfen, im 4 .Quartal müsse neuerlich mit einem Minus gerechnet werden - nach der Definition der Volkswirte also eine technische Rezession. Auch im 1. Quartal 2002 könne im günstigsten Fall mit einer Stagnation gerechnet werden.
Auch in der USA gebe es eine Rezession. Das dritte Quartal, für das bereits Ziffern vorliegen, habe ein Minus von 0,4 Prozent ergeben. Im 4. Quartal müsse neuerlich mit einem Minus gerechnet werden. Denn der private Konsum, der rund 60 Prozent der Wirtschaftsleistung ausmache, sei bis August gut gelaufen, nach dem Terroranschlag vom 11. September aber eingebrochen. Der Einzelhandelsumsatz im September ging um 2,8 Prozent zurück. Nun gebe es eine Umfrage zum Weihnachtsgeschäft, wonach die Konsumenten heuer weniger ausgeben wollen als im vergangenen Jahr. Man müsse daher damit rechnen, dass die Konsumenten den Gürtel längere Zeit einfach enger schnallen und der Aufschwung sich um fünf Monate verzögern werde. (ha, DER STANDARD, Printausgabe 9.11.2001)