Wien - "Diese kleinen Projekte sind das Fleisch der Stadt", betont Architekt Rüdiger Lainer. Oder das Gebiss - wobei auch der kleinste, hässliche Zahn ein solches zur Gänze verunstalten kann. Daher erstmals Kleingrundstücke als Thema eines Bauträgerwettbewerbes in Wien. Das Ziel: Auch die kleinsten Baugründe nicht maximal zupflastern, sondern innovative und intelligente Lösungen finden. Und zwar unter dem Titel "Integration". 22 Einreichungen standen für die fünf Grundstücke zur Auswahl. Donnerstag wurden die Siegerprojekte von Lainer und Wohnbaustadtrat Werner Faymann (SP) präsentiert. Grundrisslösung Etwa jenes für die Meidlinger Aichholzgasse 34, wo Andreas Mangl für den Bauträger Domizil eine "Grundrisslösung" gefunden habe, so Lainer. Der behindertengerechte Entwurf sieht elf geförderte Eigentumswohnungen, Hobby- und Gemeinschaftsraum mit Sanitärgruppe und Küchenzeile und im Hof Beete zum Selbstanbau vor. Oder die Favoritner Angeligasse 56. Hier werden die Architekten Bernhart/Krakora für Aufbau ein enges Eckgrundstück bebauen. 18 geförderte Mietwohnungen, von denen ein Viertel an Ausländer vergeben wird. Die Antwort auf die beengten Verhältnisse: Durchblick, flexible Zimmergrundrisse - und Grünflächen neben einem "Skyroom" am Dach. Kombination von Wohnen und Arbeit Wie auch in der Brigittenauer Gerhardusgasse 18-20 die Dachterrasse der Gemeinschaft geöffnet wird; "bei fast allen Projekten wurde das oberste Geschoß nicht privatisiert", so Lainer. Hier planten die Architekten Schluder/ Kastner für das Siedlungswerk 30 Wohneinheiten, die den Themen Mehrgenerationenwohnen und der Kombination von Wohnen und Arbeit gewidmet sind. Meidling In der Meidlinger Hetzendorfer Straße 138 sind Behindertenintegration und betreutes Wohnen das Thema für den Architekten Manfred Hanke und die Genossenschaft Altmannsdorf und Hetzendorf. 26 "flexible" Mietwohnungen, die sich zum Park im Norden hin öffnen. Ottakring Und dann noch die Wilhelminenstraße 64 in Ottakring, "eine Art Kompression", so Lainer. Blaich + Delugan entwarfen für die GSG ein Wohn- und Arbeitsobjekt für mehrere Generationen. Markantes Element: die schräge Hoffassade, mit der die Belichtung auch in unteren Geschoßen verbessert wird. Für Faymann sind die fünf Siegerprojekte "ein schönes Beispiel für eng, schwierig - aber besonders gelungen. Schließlich ist es fast der gleiche Aufwand, ob man 30 Wohnungen in der Stadt oder 300 auf der grünen Wiese plant." (frei, DER STANDARD Print-Ausgabe 9.November 2001)