Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: Archiv
Wattens - Nach Grundsätzen der US-amerikanischen People-First-Bewegung, die in Deutschland Mitte der 90er-Jahre Fuß gefasst hat, hierzulande aber noch in den Kinderschuhen steckt, startet in Tirol ein Bildungsprojekt für (und von) Menschen mit geistiger Behinderung. People-First vertritt einen Selbstvertretungsanspruch von geistig Behinderten, den der Tiroler Arbeitskreis für integrative Erziehung in Wattens für sein dreiteiliges Projekt "Beratung zur Selbstständigkeit" zum Vorbild nimmt. Angeboten werden begleitete Selbsterfahrungs- und Selbsthilfegruppen, Beratungsgespräche für selbstständigere Lebensgestaltung sowie eine Reihe von Workshops etwa für WenDo - Selbstverteidigung für Frauen -, zum Thema Freizeitgestaltung oder ein Kochkurs. Das Angebot orientiere sich auch an Wünschen der Interessierten, an der keineswegs selbstverständlichen Forderung "Wir möchten gefragt werden, was wir wollen", betont Projektkoordinatorin Lisa Gensluckner. Der Wunsch einer 20-jährigen Frau, von zu Hause auszuziehen, werde etwa zum Anlass genommen, um eine Seltbsterfahrungsgruppe zum Thema Wohnen, Wohnformen und die damit verbundenen Erwartungen zu initiieren. Die Angebote stehen allen Menschen offen, die als geistig behindert bezeichnet werden. Die meisten, die bisher Interesse gezeigt haben, sind zwischen 20 und 35 Jahren. Ziel sei es letztlich, sagt Koordinatorin Gensluckner, "auch unsere Arbeitsplätze als Begleiterinnen überflüssig zu machen, also uns durch Betroffene zu ersetzen". Finanziert wird die "Beratung zur Selbstständigkeit" durch Unkostenbeiträge und aus der Behindertenoffensive des Bundes. (bs, DER STANDARD Print-Ausgabe 9.November 2001)