Der vermeldete Durchbruch ist vielleicht doch keiner
Medizinerin zweifelt an Wirkung von Stammzellen nach Herzinfarkt
,
Frankfurt/Main - Es wurde als eine der wichtigsten
Medizin-Meldungen des Jahres "gehandelt": Düsseldorfer
Wissenschaftler berichteten im August von einem möglichen Durchbruch
bei der Therapie des Herzinfarkts. Die Mediziner hatten Patienten mit
Stammzellen aus deren eigenem Knochenmark behandelt und damit den
Zustand der Betroffenen deutlich verbessert. Doch jetzt meldet eine
Herzspezialistin Zweifel an: "Nichts beweist, dass die Stammzellen
dafür verantwortlich sind", sagt die Chefärztin am Herzzentrum der
Universitätsklinik Dresden, Ruth Strasser, in der Zeitschrift
"Gesundheit".
Nach einem Herzinfarkt bleiben höchstens vier bis sechs Stunden
Zeit, um mit den üblichen Behandlungsmethoden eine nicht wieder gut
zu machende Schädigung des Herzmuskels zu vermeiden. Anders als viele
andere Körperzellen wachsen Herzmuskelzellen nicht wieder nach, wenn
sie zerstört werden. Spezialisten der Klinik für Kardiologie an der
Universität Düsseldorf versuchten daher, Stammzellen zur Regeneration
des zerstörten Muskelgewebes einzusetzen.
Noch nicht spezialisiert
Stammzellen sind Zellen, die sich noch nicht zu spezialisierten
Körperzellen wie Haut-, Nerven- oder Muskelzellen ausgebildet haben.
Sie können Embryonen entnommen werden, die dabei jedoch zerstört
werden, sind aber in geringer Zahl auch noch im Knochenmark von
Erwachsenen zu finden. Nachdem Versuche an Mäusen in den USA
erfolgreich waren, entnahmen die Mediziner im März einem 46-jährigen
Infarktpatienten Knochenmark aus dem Beckenkamm. Daraus wurden die
Stammzellen isoliert und konzentriert und in den geschädigten Bereich
des Herzmuskels injiziert.
Nur zehn Wochen nach der Operation verbesserte sich der
Gesundheitszustand des Patienten deutlich, wie die Mediziner im
August berichteten. Die Größe des Infarktgebiets habe sich von 24,6
auf 15,6 Prozent verringert, die Herzleistung habe sich deutlich
gesteigert. Auch bei den anschließend behandelten weiteren fünf
Patienten im Alter zwischen 38 und 67 Jahren habe sich eine Besserung
gezeigt.
"Noch nicht belegt"
Zwar will auch Strasser prinzipiell nicht in Frage stellen, dass
sich Blutstammzellen zu Herzmuskel- und Gefäßzellen entwickeln
können. Wahrscheinlich passiere das auch im menschlichen Körper nach
einem Infarkt - "allerdings in kaum spürbarem Ausmaß". In
Tierversuchen lasse sich diese marginale natürliche Reparatur
geringfügig verbessern, wenn Stammzellen direkt ins Infarktgebiet
gespritzt würden. Doch die Expertin spricht von einer großen Zahl von
Bedingungen, die für einen möglichen Therapieerfolg notwendig seien
und betont: "All dies ist nicht belegt". (APA/AP)
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