Wien - Der jüngste Trend im Bereich Onlinebanking kommt aus dem angloamerikanischen Raum, wo eine Fülle von Spezialinstituten um die Gunst des Kunden buhlen. Mithilfe von "Account-Aggregation" wird dort neuerdings dem Kunden angeboten, seine verschiedenen Bankgeschäfte so zusammenzuführen, dass sie über eine einzige Internetseite sichtbar werden. Und zwar unabhängig von der Art des Finanzgeschäfts oder dem Institut. Dieses System birgt auch hierzulande, wo Universalbanken vorherrschen, viele Möglichkeiten, meint Robert Schneider, Programmverantwortlicher bei Unysis: "Grundsätzlich wollen sich Kunden nicht mit unterschiedlichen Passwörtern, Adressen und Systemen herumschlagen." Je mehr Leute ihre Bankgeschäfte über das Internet abwickelten - und dies dürfte mittlerweile jeder Achte sein - desto stärker würde der Bedarf nach einem einheitlichen, persönlichen Einstieg. Potenzial Anwendungsmöglichkeiten sieht Schneider sowohl im Firmen- als auch im Privatkundengeschäft. Auch innerhalb einer Bank habe der Firmenkunde mit einer Fülle unterschiedlicher Ansprechpartner zu tun - z.B. Immobilien- und Flottenleasing-Töchter, Risk-Management und Kreditverwaltung. Bei den Privatkunden sei zu beobachten, dass der Aktienhandel über das Internet sehr oft nicht über die eigene Hausbank abgewickelt würde. Risiko Für den Nutzer bedeutet dieses offene Finanzkonzept, dass er einem Institut die Bevollmächtigung samt aller Zugangscodes gibt, die er rund um seine Finanzen so hat. Der Anbieter der Account-Aggregation saugt dann alle relevanten Daten von den verschiedenen Instituten ab und stellt sie übersichtlich auf einer einzigen Webpage dar. Damit wird auch klar, wo die Probleme liegen: Höchst sensible Daten kommen dabei in eine Hand. Diese Art von Finanzgeschäft befindet sich erst ganz am Anfang. Allerdings ist das Interesse groß: Schließlich hat der, der das Portal managt, auch den totalen Durchblick hinsichtlich der Finanzlage seiner Kunden. Auch muss das Portal nicht unbedingt con einem Finanzinstitut geführt werden. In den USA haben einige wenige Institute wie die Bank One diesbezügliche Angebote gestartet. Vorgeprescht ist der Internetdienstleister Yahoo, der angekündigt hat, ein solches Finanzportal schaffen zu wollen. In Österreich ist laut Schneider das Angebot der Bank Austria ein erster Schritt in die Richtung. Beim BA-Onlinebanking kann man sich auch über Visa-Kontobewegungen informieren. (Johanna Ruzicka, DER STANDARD, Printausgabe 10.11.2001)