Wien - "Wie Österreichs Frauen denken" will die neue Frauenzeitschrift der
News-Gruppe erklären. Wie Frauen über Woman, seine Werbung und dieses
Frauenbild denken: ein STANDARD-Rundruf.
Herausgeberin Uschi Fellner zu dem Bild: "Ende 20 bis Mitte 30, berufstätig, Kinder,
Spaß am Erfolg, bisschen auch an Macht", aber auch "schnell Kochen" und "Wellness
mit minimalem Zeitaufwand".
Marie Ringler müsste doch mit ihren 26 Jahren bald das Heft abonnieren. Sie war
Geschäftsführerin der Public Netbase, ist grüne Gemeinderätin in Wien: Erfolg in den
Vordergrund zu stellen könne motivieren, bedeute aber auch "Druck auf Frauen", sagt
sie. Für die Mehrzahl sei das Bild "relativ schwer zu erreichen".
"Skeptisch" ist Superintendentin Gertraud Knoll, sagt ihr jemand, "was Frauen
denken". Kind, Karriere, Beauty "unter einen Hut zu bringen, entspricht nicht der
Wirklichkeit der österreichischen Frauen".
Für "ein Übel" hält Heide Schmidt da drohende "Verzerrung der Realität". Die Exchefin
des Liberalen Forums und Leiterin des Instituts für eine offene Gesellschaft: "Wenn
frau will, dann schafft sie alles, ist ein Zynismus, bar jeder Realität." Eher schon
Beitrag zu antiemanzipatorischer Regierungspolitik, meint sie.
Erika Pluhar widmet die erste Ausgabe von Woman eine umfangreiche Geschichte.
Das ganze Heft hat sie "noch nicht bis ins Letzte studiert, aber einige vernünftige
Beiträge wahrgenommen". Dennoch fragt sie: "Warum überhaupt noch
Frauenzeitschriften, nicht nur Zeitschriften für Menschen? Und wenn schon, warum
wieder und wieder dieses Überborden von Mode, Kosmetik und dergleichen?" Pluhar:
"Eine Zeitung für die Frau ist wie der Tag der Frau. Ich würde ersehnen, dass Frausein
ein ghettoloses Selbstverständnis würde. Aber angesichts der Weltlage und der
dadurch sichtbarer denn je gewordenen weltweiten Frauendiskrimierung bleibt der
Wunsch wohl Illusion."
Elizabeth T. Spira sucht sehr österreichische Realität in "Alltagsgeschichten" und
"Liebesdingen" abzubilden. Realität erwartet sie - "banale Frage" - von Woman nicht.
Sie lehnt "Frauengettos" ab, liest deshalb "keine Frauenzeitschriften", vermutet auch
hier "viel heiße Luft um wenig". "Sicher mit Ranking der 100 wichtigsten Frauen".
Stimmt.
"Mehr konkrete gesellschaftspolitische Realität" wünscht sich auch Ringler von derlei
Medien. Nachsatz: Blätter wie dieses "muss man mit Gelassenheit und Humor
nehmen".
(red)
(DER STANDARD, Print-Ausgabe vom 10./11.11.2001)