Belgrad- Die Meuterei einer Spezialeinheit der serbischen Geheimpolizei, der berüchtigten "Roten Mützen", ist am Samstag ohne Zwischenfälle beendet worden. Die Einheit hatte sich am Freitag auf einem Trainingsgelände in der Nähe von Kula, hundert Kilometer nördlich von Belgrad, verbarrikadiert und die Zufahrtstraße mit Schützenpanzern versperrt. Die "Mützen" wollten damit gegen ihre Beteiligung an der Festnahme zweier serbischer mutmaßlicher Kriegsverbrecher protestieren, die an das UNO-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag ausgeliefert worden waren. Ein Sprecher des Kommandos sagte, die Sondereinheit werde keine weiteren Serben festnehmen, so lange es in Serbien keine gesetzliche Grundlage für die Zusammenarbeit mit dem Tribunal gebe. Zugleich forderte er den Rücktritt des serbischen Innenministers Dusan Mihajlovic. Dieser warf den Meuterern vor, von "unehrenhaften" Leuten angestiftet worden zu sein. Er werde keine Politisierung des Innenministeriums dulden, sagte er dem Belgrader Sender BK-TV. Vertreter des Belgrader Innenministeriums hatten mit den rebellierenden Sonderpolizisten verhandelt. Sondereinheit fühlt sich belogen Die Sondereinheit hatte am Donnerstag die wegen Kriegsverbrechen angeklagten Brüder Predrag und Nenad Banovic festgenommen. Den bosnisch-serbischen Zwillingsbrüdern werden Verbrechen an Moslems im Gefangenenlager Keraterm vorgeworfen. Sie wurden am Freitagmorgen dem Gefängnis des Tribunals in Den Haag überstellt. Die Sonderpolizisten behaupteten, Geheimdienstchef Goran Petrovic habe ihnen vorgemacht, die Brüder würden wegen anderer Delikte gesucht. Die "Roten Mützen" waren vor zehn Jahren vom damaligen serbischen Präsidenten Slobodan Milosevic für Sondereinsätze in den Kriegsgebieten in Kroatien und später in Bosnien und dem Kosovo gebildet worden. Im Oktober vergangenen Jahres hatte sich die bestens ausgerüstete Elite-Truppe einem Schießbefehl gegen die in Belgrad versammelten mehreren hunderttausend Anti-Milosevic-Demonstranten widersetzt. Dies war ein Zeichen für die bei den Wahlen siegreiche Opposition, dass das Regime von Milosevic die Unterstützung durch seine gefürchtete Geheimpolizei verloren hatte. Kurz darauf gestand Milosevic seine Niederlage ein. Er wurde am 28. Juni an das UNO-Tribunal ausgeliefert. (APA/dpa)