Hamburg/ München - Der vierköpfige Vorstand der Lufthansa verzichtet wegen der anhaltenden Krise in der Luftverkehrsbranche seit den Anschlägen in den USA ab sofort auf etwa zehn Prozent seines Grundgehalts. "Der Vorstand will mit diesem Schritt ein klares Zeichen setzen, das dem obersten Ziel dient, betriebsbedingte Kündigungen zu verhindern," sagte Konzernsprecher Klaus Walther am Samstag. Im vergangenen Jahr hatte der damals noch fünfköpfige Vorstand Grundbezüge von zusammen 2,4 Millionen Euro erhalten. Zudem sagte der Sprecher, die Gespräche zwischen der Lufthansa und den Gewerkschaften über zusätzliche Kosteneinsparungen durch personalpolitische Maßnahmen liefen weiter. Damit bestätigte die Lufthansa in Teilen einen Vorausbericht des Magazin "Focus" vom Samstag, in dem es hieß, das Vorstandsgremium habe den Verzicht auf Teile der Grundbezüge am Donnerstag auf Vorschlag von Konzernchef Jürgen Weber hin beschlossen. In den Magazin-Bericht hieß es weiter, die Vorstände gingen außerdem davon aus, dass auch ihre dividendenbezogene Tantieme 2001 ausfalle. Dazu wollte sich der Lufthansa-Sprecher indes nicht näher äußern. "Senkrechter Absturz" Die Fluglinie wie auch die gesamte Branche war nach den Anschlägen in eine schwere Krise geraten. In dem Mitarbeiterblatt "Lufthanseat" hatte Lufthansa-Vorstand Wolfgang Mayrhuber gut einen Monat nach den Anschlägen geschrieben: "Das ist ein senkrechter Absturz." Die Entwicklung hatte der Lufthansa-Manager als nicht mit normalen Kostensenkungsmaßnahmen abzufangen bezeichnet. Mitte Oktober hatte die Fluglinie mitgeteilt, sie werde weitere Flugzeuge vorläufig aus dem Verkehr ziehen und zusätzlich zu bislang 300 rund 200 weitere Flüge aus dem Plan streichen. Nach der bereits beschlossenen Freistellung von 28 Maschinen würden 15 weitere Flugzeuge still gelegt. Zu den Beratungen zwischen der Lufthansa und den Gewerkschaften über zusätzliche Kosteneinparungen sagte der Sprecher, die Gespräche liefen weiter. Zu den einzelnen besprochenen Maßnahmen sei aber Stillschweigen vereinbart worden. "Ich bin optimistisch, dass wir bis etwa Mitte November zu greifbaren Resultaten kommen können," sagte der Sprecher. Nach früheren Angaben der Fluglinie könnten betriebsbedingte Kündigungen bei der Lufthansa vor allem durch die Vier-Tage-Woche oder flexiblere Arbeitszeiten vermieden werden. Lufthansa-Technik rechnet mit Umsatzrückgang Die Krise der internationalen Luftfahrt wird auch die Lufthansa-Technik in Mitleidenschaft ziehen. "Unter den gegenwärtigen Voraussetzungen müssen wir mit einem Umsatzrückgang von 10 bis 15 Prozent rechnen", sagte August Wilhelm Henningsen, Vorstandschef der Lufthansa Technik AG, der dpa in Hamburg. Es sei allerdings nicht absehbar, ob sich die Krise weiter verschärfe oder ob der Markt nicht auch neue Chancen bieten werde, weil Airlines verstärkt Dienstleistungen auslagern. Bei einem Umsatzminus in der erwarteten Höhe werde die Lufthansa-Technik dennoch schwarze Zahlen schreiben. Er gehe davon aus, dass unter diesen Umständen Entlassungen vermieden werden könnten, sagte der Vorstandschef. "Unser Geschäft hängt unmittelbar mit dem Einsatz der Flugzeuge zusammen", sagte Henningsen. "Wenn die Maschinen nicht fliegen, müssen sie auch nicht gewartet werden." Deshalb habe die Entscheidung der Konzernmutter Lufthansa, zunächst 43 Flugzeuge aus dem Flugbetrieb herauszunehmen, unmittelbare Auswirkungen auf das Geschäft. Allerdings erwirtschaftet die Lufthansa-Technik nur die Hälfte ihres Umsatzes mit der Muttergesellschaft. Als Reaktion auf den erwarteten Umsatzrückgang habe die Lufthansa- Technik einen Einstellungs- und Investitionsstopp verhängt sowie alle kostenwirksamen Aktivitäten gebremst, so wie Messeauftritte, Dienstreisen und Veranstaltungen. (APA/dpa/Reuters)