London - Alles deutet darauf hin, dass 2001 ein Rekordjahr bei der Emission internationaler Anleihen wird. Der Vorjahresspitzenwert von 1458 Milliarden Dollar (1625 Mrd. Euro) dürfte dieser Tage bereits übertroffen werden. Angesichts der niedrigeren Zinsen und der Flaute an den Aktienmärkten beschaffen sich immer mehr Unternehmen Geld am Anleihemarkt. In diesem Jahr haben die Emittenten bisher Festverzinsliche im Volumen von 1456 Milliarden Dollar aufgelegt, zeigen die Daten von Dealogic Capital Data. Mit den demnächst anstehenden Anleiheplatzierungen von Toyota, France Télécom SA und CDC Ixis wird dieser Vorjahreswert überschritten. Die Emissionen sind "zuerst wichtig für die Investmentbanken, denn diese erlitten ihren schlimmsten Gewinneinbruch seit 1994. Als das Wirtschaftswachstum ins Stocken geriet, verbilligten die Zentralbanken die Kreditkosten. Die US-Leitzinsen sanken auf den niedrigsten Stand seit 40 Jahren. Fast alle wichtigen Börsenbarometer sind gefallen, sodass es für die Unternehmen weniger attraktiv ist, Geld am Aktienmarkt aufzunehmen. Günstige Gelegenheit "Die niedrigen Zinsen bieten eine günstige Gelegenheit für die Unternehmen, sich am Anleihemarkt zu finanzieren", erklärt Christiaan Potjer, Fondsmanager bei Kempen Capital Management in Amsterdam. "Aktienanlagen sehen derzeit nicht attraktiv aus, daher kaufen die Anleger Anleihen." Das Platzierungsvolumen im Juni, Juli, August und September blieb hinter den Vorjahreswerten zurück, so die Daten von Dealogic. Das Anleiheemissionsvolumen schnellte im Oktober wieder auf 164 Mrd. Dollar hoch, verglichen mit 106 Mrd. Dollar im Oktober 2000. Einige Marktteilnehmer zeigten sich hinsichtlich der Emissionstätigkeit seit den Terroranschlägen vom 11. September überrascht. (Bloomberg, DER STANDARD, Printausgabe 12.11.2001)