Mehr als sieben Millionen Menschen in der Eurozone sind in ihrer Sehfähigkeit sehr stark eingeschränkt, schätzt die Europäische Blindenunion, die an der Entwicklung des Euro von Anfang an beteiligt war. Dazu kommen noch sehbehinderte ältere Menschen, die bei keinen Vereinigungen Mitglied und statistisch daher nicht erfasst sind. In Österreich sind es etwa 140.000 Menschen, für die die Umstellung auf die neue Währung eine besondere Herausforderung darstellt.
Übungsbanknoten
Die Euro-Trainings werden vom Österreichischen Blinden- und Sehbehindertenverband durchgeführt, eigens geschulte Trainer arbeiten mit Kleingruppen die Besonderheiten der Münzen und Scheine durch. Aus Sicherheitsgründen sind es allerdings noch nicht die realen Zahlungsmittel, sondern "Dummies". Die nur einseitig bedruckten Banknoten sind dennoch mit Seriennummern versehen, die Trainer müssen auch mit ihrer Unterschrift garantieren, dass keine Münzen oder Scheine abhanden kommen.
Die drei Männer und zwei Frauen, die an dem Kurs in Linz teilnehmen, versuchen unterdessen, die acht Münzen in eine Reihe zu bringen. Alle ordnen sie der Größe nach. "Sehr gut, aber es gibt da zwei Besonderheiten", warnt Euro-Trainerin Bernadette. Denn die Fünf-Cent-Münze ist größer als jene im Wert von zehn Cent, auch bei der 50-Cent-und Ein-Euro-Münze stimmt der Durchmesser nicht mit dem Wert überein.
Über die Ränder sind die Münzen zwar relativ gut zu unterscheiden, dennoch haben die Teilnehmer anfangs Schwierigkeiten, die Münzen zu erkennen. "Einen Balken in der Mitte wie der Schilling hat keine", stellt etwa Kurt fest. "Ja, die Zahlen sind je nach Münzgruppe links oder rechts der Mitte", klärt ihn die Trainerin auf.
Drei Stunden dauert die kostenlose Schulung, neben den Erkennungsmerkmalen werden auch allgemeine Informationen über die Währungsunion vermittelt. Auch der Gebrauch von Hilfsmitteln wie dem Euro-Cashtest, einer zusammenklappbaren Kunststoffschablone, mit der der Wert von Banknoten bestimmt werden kann, wird geübt.