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Foto: APA/EPA/Chirikov
Islamabad - Mit der afghanischen Nordallianz haben sich die USA einen anrüchigen Bündnispartner eingehandelt. Dass sich die etwa 15.000 Mann starken Taliban-Gegner im militärischen Kampf behaupten können, haben sie mit der Eroberung der Stadt Mazar-i-Sharif zwar bewiesen. Doch als politische Kraft hat die ungleiche Allianz mehrerer Volksgruppen und Kriegsherren bisher versagt. Ein Versagen mit grausamen Folgen: Viele Afghanen erinnern sich mit Schrecken an die Zeit zwischen 1992 und 1996, als die Einheiten der heutigen Nordallianz nach der Vertreibung des letzten kommunistischen Statthalters die Regierung in Kabul stellten. Gewaltsame interne Querelen, Morde, Folter und Vergewaltigungen überzogen Afghanistan. Zivilisten wurden nicht geschont. Es war die Nordallianz und nicht etwa die sowjetische Besatzungsmacht, die Kabul durch monatelangen Beschuss in Schutt und Asche legte, nur weil einige ihrer Fraktionen untereinander in Streit geraten waren. Die innere Zerstrittenheit ist ohnehin das Hauptmerkmal der Taliban-Gegner. In der Nordallianz haben sich mehrere Gruppen nur lose zusammengeschlossen. Sie wachen argwöhnisch über ihre Eigenständigkeit, und jeder ihrer Führer ist bemüht, seinen Einfluss auf Kosten der anderen auszudehnen. Geeint sind sie nur durch den gemeinsamen Feind, die Taliban. Niemand weiß was wird, wenn dieser Feind nicht mehr da ist. Ideologische Geschmeidigkeit Der wohl schillerndste und grausamste Kriegsherr der Nordallianz ist der Usbekengeneral Abdul Rashid Dostum. Dem früheren Verbündeten der Sowjets eilt der Ruf einer besonderen ideologischen Geschmeidigkeit voraus. Im Bürgerkrieg der vergangenen Jahre war er immer auf derjenigen Seite zu finden, deren Siegeschancen am größten war. Zwischen 1992 und 1997 herrschte Dostum wie ein Fürst über Mazar-i-Sharif. Skrupel kannte er dabei nicht: Ausländische Journalisten wurden Augenzeugen, wie vermeintliche Verbrecher auf Geheiß Dostums an die Ketten eines Panzers gebunden und dann langsam zu Tode gequetscht wurden. Die derzeit mächtigste Gruppe in der Nordallianz ist die tadschikische Gefolgschaft des legendären Kommandanten Ahmed Shah Massud, der im September ermordet wurde. Hinter seinem Nachfolger Abdul Kassim Fahim sammeln sich vor allem die Tadschiken aus dem Pandschirtal. Eine zweite, ebenfalls tadschikische Gruppe wird vom afghanischen Exilpräsidenten Burhanuddin Rabbani geführt, den die Taliban 1996 aus Kabul vertrieben. Eine eigene Gruppe innerhalb der Nordallianz bilden die Verbände der Hasara, eines vornehmlich schiitischen Volks aus Zentralafghanistan. Sie haben aus religiösen Gründen besonders unter der Schia-feindlichen Politik der Taliban zu leiden. Die größte Volksgruppe Afghanistans, die Paschtunen, sind hingegen in der Nordallianz nicht vertreten. (APA)