Wien - "Ärzte ohne Grenzen" verstärkt seine Arbeit in Afghanistan und startet in zwei Camps Hilfsprogramme für Vertriebene, berichtete die Organisation heute, Montag, in einer Aussendung. Es handelt sich um die Lager "Mile 46" und Makaki, die im von Taliban kontrollierten Gebiet liegen. Mit Unterstützung von UNICEF fanden vom 6. bis 8. November landesweite Impftage gegen Kinderlähmung statt. Fünf Millionen Dosen Polio-Impfstoff wurden zur Verfügung gestellt. Etwa 8.000 Vertriebene, die in das Wüstengebiet zwischen den Provinzen Nimroz in Afghanistan und Sistan Balouchistan im Iran geflohen sind, werden betreut. "Die Lager sind mitten in der Wüste - es gibt nichts als Steine und Sand, kein Schatten weit und breit", beschrieb Pierre Pascal Vandini von "Ärzte ohne Grenzen" die Situation. In Zusammenarbeit mit dem Iranischen Roten Kreuz, das die Bedürfnisse nicht allein abdecken kann, hat "Ärzte ohne Grenzen" Ambulatorien, eine Rehydrierung- und Isolationsstation sowie ein Beobachtungszelt mit Betten wurden eingerichtet. Die Menschen im Lager kamen vor allem aus den Regionen Mazar i Sharif, Kandahar, Kabul, Badghis und Farah sowie Helmand, hieß es. Die Meisten seien aus Angst in der Nacht unterwegs gewesen. Ihre Reise auf Straßen, die durch Angriffe verwüstet sind, dauerte in manchen Fällen bis zu zwei Wochen. Bei der Polio-Impfung des UNO-Kinderhilfswerks erhielten die Kinder gleichzeitig eine Dosis Vitamin-A, um ihre Abwehrkräfte zu stärken, so die UNICEF. Lediglich in zwei Distrikten der heftig umkämpften Region um Mazar-i-Sharif im Norden des Landes fand die Aktion nicht statt. Auf Afghanistan und Pakistan entfallen 20 Prozent aller in diesem Jahr registrierten Fälle von Kinderlähmung. Weltweit ist das Polio-Virus fast ausgerottet. Mit dem heraufziehenden Winter werden die Hilfsmaßnahmen für Kinder weiter verstärkt. Über 100.000 könnten die kommenden Monate nicht überleben, wenn es nicht gelingt, sie mit dem Nötigsten zu versorgen, warnte UNICEF. Seit Beginn der US-Militärschläge sei es gelungen, u.a. 90.000 Plastikplanen, 55.000 Decken, 47.000 Pullover und Jacken, 100.000 Wasserkanister sowie therapeutische Zusatznahrung für 35.000 Kinder an hilfsbedürftige Familien zu verteilen. Krankenhäuser und Gesundheitsstationen erhielten Medikamente zur Versorgung von 330.000 Menschen über einen Zeitraum von drei Monaten. (APA)