Wien - "Das Ganze gerade an diesem Kraftwerk aufzuhängen, zeigt die Inkompetenz der handelnden Personen", poltert Helmut Rauch, Chef des Atominstituts der österreichischen Universitäten, und ist hörbar froh, einmal gefragt zu werden. "Wir haben Stellungnahmen abgegeben, aber die wurden nicht gehört", sagt Rauch bitter. "Und jetzt sehen wir mit einer gewissen Genugtuung, wie die Politik unter diesen Problemen brät." "Näher zu unserer Grenze", argumentiert Rauch, "gibt es Kernkraftwerke, die wesentlich älteres Design und Standards haben" - in Tschechien, der Slowakei, in Ungarn und Slowenien. Die Politik werde auch aus technischen Gründen "völlig unglaubwürdig, wenn sie daran ein Veto aufhängen will", denn Temelín sei "von der Konzeption eines der sichersten Kraftwerke überhaupt", ergo durchaus mit deutschen, französischen und US-Kraftwerken vergleichbar. "Eine der sichersten Formen" Verglichen mit anderen Energieträgern, erinnert sich Rauch an internationale Studien, sei "Kernenergie eine der sichersten Formen" - bezogen auf "Momentantote" pro Energiemenge. Auch Spätfolgen von Strahlenschäden würden dabei einbezogen. Der Bitte, dem Standard dieses Zahlenmaterial zur Vergügung zu stellen, verspricht Rauch nachzukommen, bedauert aber dann schriftlich, "in der kurzen Zeit keinen geeigneten Artikel zu finden". Terroranschläge wie jene vom 11. September sieht auch Rauch, dessen Institut selbst einen Versuchsreaktor im zweiten Wiener Gemeindebezirk betreibt, als Gefahr. Für Angriffe mit Flugzeugen stelle das Containment mit dem Reaktorkern "eine gewisse Schwachstelle" dar. Er glaube aber "im Moment" nicht an "eine besondere Gefahr, dass so ein Angriff gerade auf ein mitteleuropäisches Kraftwerk geflogen wird". (rosch,derstandard,print-ausgabe,13.11.2001)