Als Dorothea Erxleben 1754 als erste Frau Deutschlands in Medizin promovierte, war Frauen der allgemeine Zugang zu den Universitäten untersagt. Durch ein außerordentliches Schreiben an König Friedrich II hatte sie 1741 eine Ausnahmegenehmigung zum Studieren erhalten. Denn Mitte des 18. Jahrhunderts hatte sich die Medizin bereits zu einem rein männlichen Berufsstand etabliert, was zum einen in der Gebundenheit der ärztlichen Tätigkeit an ein Studium zu sehen ist und zum anderen an der Ausrottung der heilkundigen Frauen im Zuge der Inquisition. Frauen waren zu dieser Zeit allenfalls als medizinische Gehilfinnen akzeptiert. Einheit von Psyche und Soma Die in Dorothea Erxlebens Dissertation "Academische Abhandlung von der gar zu geschwinden und angenehmen aber deswegen öfters unsichern Heilung der Krankheit" enthaltene Überzeugung, dass zu schnelle und manchmal unnötige medizinische Eingriffe der Gesundheit abträglich seien, hielt sie Zeit ihres Wirkens aufrecht. Sie plädierte für die Einheit von Psyche und Soma, die sie besonders in der Frauenheilkunde als vorrangig betrachtete. Weibliche Gesundheit sah Erxleben vor allem durch ungestörte Prozesse in Sexualität, Menstruation, Schwangerschaft und Klimakterium beeinflusst. Im weiteren beschäftigte sie sich mit dem Gebrauch von Opiaten, Schmerz- und Abführmitteln. Einsatz für Frauenstudium 1742 veröffentlichte sie ihre Schrift "Gründliche Untersuchung der Ursachen, die das weibliche Geschlecht vom Studiren abhalten, darinn deren Unerheblichkeit gezeiget, und wie möglich, nöthig und nützlich es sey, dass dieses Geschlecht der Gelahrheit sich befleisse", in der sie alle Vorurteile gegen studierende Frauen geschickt widerlegt. Versuchter Rufmord Bis zu ihrem Tod 1762 – sie war 47 Jahre alt – praktizierte sie im deutschen Quedlingburg, wo sie den ansässigen Ärzten ein Dorn im Auge war. Empört darüber, dass eine Frau es wagte, den "männlichen" Beruf auszuüben, versuchten sie ihren Ruf zu schädigen. Der Vorwurf der Quacksalberei und "medicinischen Pfuscherey" sollte sie ruinieren. Von der Obrigkeit verlangten sie die Entfernung Erxlebens aus ihrem Amt. Ihren ersten Unterricht erhielt Dorothea im Alter von 16 Jahren von ihrem Vater, der als überzeugter Anhänger der Aufklärung gegen die Verschwendung weiblicher Talente im Haushalt war. Mit 26 heiratete sie einen Diakon, der fünf Kinder in die Ehe mitbrachte. Vier weitere Kinder hatten sie gemeinsam. Eine Kinderschar, von der sich Dorothea Erxleben in ihrem Beruf nicht ablenken ließ. (dabu)